esellschaftsspiel Ich
meine, ich weiß, daß das, was wir sehen und hören, nur der kleinste Teil von
dem ist, was existiert. Ich weiß, daß sie von dem lebt. Sie redet mit dir, aber
das ist nur eine Fassade. Alles ist nur ein 'Gesellschaftsspiel'. In Wirklichkeit
ist sie gar nicht bei dir; sie läßt nur ihren oberflächlichen Verstand mit deinem
wetteifern und freut sich über die Täuschung. Inzwischen zehrt sie im Innern
weiter an dem, ohne das man nicht leben kann. Im Grunde ist das - reiner Kannibalismus.
Sie ist eine Spinne. Es spielt keine Rolle, wie du es nennst. Es kommt genau
auf das heraus. Glaube mir, sie haßt mich, und du kannst dir in deinen
kühnsten Träumen nicht ausmalen, wie tief dieser Haß geht. Ich habe immer geglaubt,
ich hätte eine leise Ahnung, was die Ursache ist. Aber die Sache geht unendlich
viel tiefer. Hier handelt sich's ganz einfach darum: sie - oder ich. Warum?
- Mein Gott, wieviel wissen wir denn im Grunde schon tatsächlich von den Dingen?
Wir kennen ja nicht mal unsere eigene Entstehungsgeschichte und nicht ein Zehntel,
nicht ein Zehntel der Ursachen. Was war schon das Leben für mich? - nichts als
eine Falle. Und wenn man sich nun wirklich für eine Weile davon frei macht -
das Spiel fängt nur immer wieder von vorne an.
- Walter de la Mare, Seatons
Tante. In: W. M., Aus der Tiefe.
Frankfurt am Main 1984 (st 982, zuerst 1923)
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