Geschlechtsbestimmung

 
 

- N.N.

Geschlechtsbestimmung  (2)  Jetzt will ich dir mal was sagen, sagte Elisabella, du meinst, ein Wal müsse wohl oder übel weiblich sein und du behandelst ihn wie eine Frau. Vielleicht aber will es der Zufall, daß der ein Männchen ist mit einem zweieinhalb Meter langen Hammer, und du hast dich getäuscht. Der Boß sagte, daran habe ich nicht gedacht, und auch der Wächter sagte, daran haben wir nie gedacht, aber man kann ja nachsehen. Vielleicht müßte man sie von der Hinterseite betrachten, sagte der Boß, wenn es ein weiblicher Wal ist, so muß sie anstelle des Hammers ein Loch haben. Man darf es aber nicht mit dem Arsch verwechseln, sagte der Wächter, auch der hat ein Loch. Ihr Norweger seid wirklich gut, reist mit dem Wal durch die ganze Welt, ihr habt ihn gewogen und gemessen und wißt nicht, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist, das ist wirklich die Höhe. Ihr hättet doch zuerst nachsehen können, ob es eine Spalte hat und in dem Fall hättet ihr es nicht Goliath getauft, das ist ein männlicher Name, sondern zum Beispiel Elisabetta oder auch zu Ehren der norwegischen Königin mit deren Namen. Ihr habt doch eine Königin in Norwegen?

Im allgemeinen ist die Spalte auf der Hinterseite, sagte der Boß, das heißt auf einer Seite ist der Kopf und auf der andern Seite ist die Spalte, man muß sie nur suchen. Der Titel wäre Die Spalte des Wals, und jetzt wollen wir sie suchen, ohne noch mehr Zeit zu verlieren mit Reden, wir legen Holzbretter quer unter ihn und heben ihn dann langsam mit der Winde. Aber nein, dazu benötigen wir ein Eisengerüst, sagte der Wächter, sechshundert Doppelzentner sind sehr schwer zu heben, und dann ist ein einbalsamiertes Tier auch sehr hinfällig, und man darf nicht zu sehr daran herumfummeln. Das ist eine Arbeit, die Geld kostet und ich muß erst wissen, was man in Norwegen dazu sagt, das heißt ich muß ihre Autorisation haben. Der Brief der Königlichen Norwegischen Vereinigung der Walfänger ist angekommen und hat den Wächter aufgefordert, soundso viele norwegische Kronen, in italienische Lire umgerechnet, auszugeben, um festzustellen, ob der Goliath benannte Wal von der Eskimoe-Ausstellung eine Spalte oder einen Hammer hat. - (prot)

Geschlechtsbestimmung  (3)

- N.N.

Geschlechtsbestimmung  (4) Sowohl Aristoteles als auch der Talmud empfehlen, das Bett in Nord-Süd-Richtung aufzustellen, wenn man Jungen haben möchte. Anaxagoras' Überzeugung, man würde Knaben zeugen, wenn man den Geschlechtsverkehr auf der rechten Seite liegend vollzöge, war von solch immensem Einfluß, daß sich Jahrhunderte später ein paar französische Adlige den rechten Hoden entfernen ließen. Wenigstens rächte sich das Schicksal an diesem griechischen Philosophen und Anhänger des Perikles. Er wurde von einem Stein erschlagen, den eine Krähe hatte fallen lassen. Der Vogel war zweifellos eine retrospektive Reinkarnation irgendeines französischen Adligen, der sich den rechten Hoden hatte abnehmen lassen, um daraufhin sechs Mädchen zu zeugen.  - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1996

Geschlechtsbestimmung  (5)  Es ist sehr vorteilhaft, während des Heranwachsens als Weibchen zu leben, hier und da ein bißchen zu brüten, dann das Geschlecht zu wechseln und schließlich als Polygamist den Jackpot einzustreichen, sobald man die ausreichende Größe hat, um einem Harem vorzustehen. Eigentlich ist es erstaunlich, daß nicht viel mehr Säuger und Vögel dieses System annehmen. Halbwüchsige Rehböcke verbringen Jahre ihres Lebens im Zölibat und warten auf die Gelegenheit zur Paarung, während ihre Schwestern jedes Jahr ein Kitz haben.

Die zweite Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung besteht darin, das Ganze der Umgebung anheimzustellen. Bei manchen Fischen, Krebsen und Reptilien hängt das Geschlecht von der Temperatur ab, mit der das Ei bebrütet wird. Bei den Schildkröten schlüpfen aus Eiern, die während der Brut wärmeren Temperaturen ausgesetzt waren, Weibchen, bei Alligatoren hingegen Männchen. Bei Krokodilen schlüpfen sowohl bei hoher als auch bei niedriger Bruttemperatur Weibchen aus den Eiern, und nur mittelmäßige Temperaturen lassen Männchen entstehen. (Reptilien sind hinsichtlich der Methoden zur Geschlechtsbestimmung ohnehin die unternehmungslustigsten Organismen von allen. Manche Lurche und Schlangen richten sich nach genetischen Gesichtspunkten, doch während XY-Leguane Männchen und XX-Leguane Weibchen sind, werden XY-Schlangen weiblich und XX-Schlangen männlich.) Die atlantischen Ährenfische bestimmen ihr Geschlecht genau wie wir, diejenigen, die weiter südlich leben, lassen das Geschlecht ihrer Embryos über die Wassertemperatur regulieren.  - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995

 

Geschlechtsunterschied Untersuchung

 

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