esabber
Ja, eigentlich sei es ihm immer schon bedenklich vorgekommen, wie man sich
nurmehr auf das Deuten von Zeichen
habe einigen können, es sei ihm unbegreiflich gewesen, wie man habe glauben
können, anhand von Zeichen die Dinge der Welt zu erkennen. Signifikant seien
nicht die Zeichen, behauptete der Schreiber, signifikant sei allein die Kapitulation
der Erkenntnistheoretiker. Das Gesabber der Zeichen sei das Hollywood der Philosophie,
stets sei ihm das Geflecht der Zeichen, in dem man zu lesen sich anschicke,
nur wie ein fahrlässiger Film von Verhüllungen erschienen, die Strukturen unter
diesem Gewebe aber blieben grundlos, ohne Bestand und unbeschreibbar wie das
Schweigen ... ein Schweigen, aus dem man es dröhnen hören könne, das Gelächter
Baudelaires. Denn das Stumme unter der Sprache bedarf nicht der Rede: wir sind
es, die ihrer bedürfen ... doch es gibt in keiner Sprache ein Zeichen für das,
was sie bedeckt, es bleibt uns nichts als ein Benehmen von Lebenden. -
Wolfgang Hilbig: Er, nicht ich. In: W.H., Grünes grünes Grab. Frankfurt am Main
1993
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