eruch, ranziger  »Da ist irgendwas in der Koje!« schrie er mit gebrochener Stimme, und die Augen quollen ihm fast aus dem Kopf. »Bewachen Sie die Tür, ich werde nachsehen - was immer es auch ist, es soll uns nicht entkommen!«

Doch anstatt seinen Posten zu übernehmen, sprang ich auf das untere Bett und packte etwas, das in der oberen Koje lag.

Es war etwas Gespenstisches, über alle Beschreibung Entsetzliches, und es wand sich unter meinem Zugriff. Es fühlte sich wie der Körper eines lang ertrunkenen Mannes an, und doch bewegte es sich und besaß die Kraft von zehn ausgewachsenen Männern. Aber ich hielt es unnachgiebig gepackt - das schlüpfrige, schlammige, gräßliche Ding - die toten, weißen Augen schienen mich aus der Dunkelheit anzustarren. Es verströmte den ranzigen Gestank fauligen Meerwassers, und über sein Gesicht hing in modrig-feuchten Locken flimmerndes Haar. Ich rang mit dem toten Ding; es warf sich auf mich, drängte mich zurück und brach mir fast die Arme. Es schlang seine Leichenhände um meinen Hals, der lebende Tod, und überwältigte mich, so daß ich schließlich laut aufschrie, strauchelte und meinen Griff löste.

Wie ich zu Boden sank, setzte das Ding über mich hinweg und sprang den Kapitän an. Als ich ihn zum letzten Mal aufrecht stehen sah, war sein Gesicht weiß und die Lippen zusammengepreßt. Er schien einen gewaltigen Hieb gegen das Ding zu führen, und dann fiel auch er mit einem unverständlichen Entsetzensschrei vornüber aufs Gesicht.

Das Wesen verharrte einen Augenblick, schwebte über seinem niedergestreckten Körper, und ich hätte erneut vor Angst geschrien, würde mich meine Stimme nicht verlassen haben. Plötzlich verschwand das Ding, und es schien meinen verwirrten Sinnen, als sei es zum offenen Luk hinaus, doch wie das in Anbetracht der kleinen Öffnung möglich war, vermag niemand zu sagen.  - Francis Marion Crawford, Kabine 105. In: Das unsichtbare Auge. Eine Sammlung von Phantomen und anderen unheimlichen Erscheinungen. Hg. Kalju Kirde. Frankfurt am Main 1979 (st 477, zuerst 1862)