eräusch, unangenehmes  Der Kerl läßt die Leiche tatsächlich fallen! Simones Kopf knallt gegen den Badewannenrand. Ein unangenehmes Geräusch. Der Totengräber wirbelt herum, springt sozusagen vor Schreck an die Decke. Er ist so verdutzt, daß er keinen Ton rausbringt.

„Hände hoch, Roussel! Und zwar etwas flott!"

Er gehorcht. Seine grauen Augen funkeln vor Wut hinter den Brillengläsern. Sein kräftiger, eckiger Kiefer fällt runter. Plötzlich findet er die Sprache wieder.

„Nestor Burma!" faucht er.

Und dann bricht es aus ihm heraus. Die blanke Wut überkommt ihn. Er spuckt einen besonders dreckigen Fluch in Richtung Leiche und tritt gegen einen Arm, der über den Wannenrand hängt. Wie der Arm von Marat, nachdem Charlotte Corday da war. Der leblose Arm schwebt einen Moment lang in der Luft, wie zum Gruß, und fällt dann wieder auf den Rand. Jetzt kapier ich endgültig, warum er Simone umgebracht hat. Ich stürze mich auf ihn und schüttle ihn an den Revers seines gutgeschnittenen Anzugs. Die Brille zersplittert auf dem Boden. Egal. Er sieht besser als ich. Allerdings nicht im nächsten Augenblick. Ich verpasse ihm nämlich einen erstklassigen Schlag mit dem Revolver. Halb k.o. fällt er über die Leiche. Ich ziehe ihn wieder hoch, nutze seinen weggetretenen Zustand, um ihm die Hand- und Fußgelenke mit dem Gürtel seiner eigenen Hose und einem Handtuch zu fesseln. Dann schleife ich meinen Gefangenen in den Salon, der taghell erleuchtet ist. Wie ein Wäschepaket werfe ich ihn in einen Sessel. Bei diesen Gymnastikübungen sind seine falschen Haare verrutscht. Ich rücke sie wieder zurecht.  - Léo Malet, Kein Ticket für den Tod. Reinbek bei Hamburg 1992 (zuerst 1957)

 

Geräusch

 

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