Genußmensch (2)
Genußmensch (3)
Genußmensch (4)
- Peter Fendi, nach
Wikipedia
Genußmensch (5) »Ich fand«, sagt Clemens,
»einmal auf einem Abreißkalender den Spruch: ›Genieße froh, was du nicht hast.‹
Diese Fassung war vermutlich durch Auslassen einer verständigen Mitte entstanden,
es sei denn, daß da jemand schon so witzig war, wie ich gewitzt werden sollte.
Seit ich diese Moral aufgefaßt habe, kann mir die Armut nichts mehr antun. Ich
brauche nicht in Läden zu treten, mir genügen Schaufenster, Auslagen, die riesigen
Stilleben von Würsten und Weintrauben, rosa Lachs, Melonen und Bananen, gespreitete
Stoffe, schlangelnde Krawatten, schmiegende Pelze, lastende Lederjacken. Mir
genügt das Schauspiel der Aus- und Eingänge. Drehtüren
schaufeln mir Diplomaten und Herzoginnen, junge Boxer und Dollartöchter zu.
Ich brauche nicht in den großen historischen Film zu gehen, mir genügen die
Renaissancebausche, Koller und Trikots der bunten Bilder am Eingang. Reklamen
an Hinterhauswänden längs der Stadtbahn, in Wartehallen und auf Glasscheiben
der Untergrundwagen, Titel, Aufschriften, Gebrauchsanweisungen, Abkürzungen,
da hast du ja das ganze Gegenwartsleben, ablesen kannst du es im Vorübergehn,
brauchst nichts anzufassen, es zerfiele dir doch nur in den Händen zu grauer
Asche der Vergangenheit. Nimm nichts, sonst mußt du
es wegwerfen«. - Franz Hessel, Das heimliche
Berlin. Nachwort zu: Franz Hessel, Ermunterung zum Genuß. Berlin 1981
Genußmenschen (6)
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