enitalien,
ektoplasmatische Die Arbeit an der Literatur ist ein Akt perverser
Demütigkeit. Wer mit literarischen Gegenständen umgeht, befindet sich im Zustand
einer linguistischen Provokation. Als einer, der eingetaucht, umspült, hinabgerissen
wird in Wortstrudel, gereizt von Signalen, Formeln, Anrufungen, von puren Sehnsuchtschreien
einer Wortgruppierung, geblendet und versengt von erratischen Wortblitzen, als
Voyeur und Zeremonienmeister ist er berufen, Zeugnis zu geben von der Sprache,
die ihm zukommt, die ihn gewählt hat als den Einzigen, in dem zu existieren
ihr erträglich ist: der einzig verläßliche, reale Zustand, doch gleichzeitig
irreal und unbeständig; ja eigentlich die einzige Existenzform des Dichters,
sofern er sich als nichts anderes begreift, denn als witzigen Einfall, als Erfindung
der Sprache, vielleicht als ihre ektoplastischen Genitalien.
- Giorgio Manganelli, Literatur als Lüge. Nach
(man)
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