enealoge Was
die Frauen betrifft, und Ausnützer von Frauen, Liebe, Liebhaber, echte
Ehen, fingierte Ehen, Hörner und Vergeltungshörner, darin war er, so konnte
man sagen, einzig. Gewisse Halunken Marke Biga- oder Polygamisten mit all
ihren Hin- und Herkeifereien, mit all dem Durcheinander der verschiedenen
Nachkommenschaften, die man sich teils streitig machte, teils aufeinander
abschob, na, in diese ganze Drecklache, da preschte er hinein und heraus
wie ein Taxichauffeur. Die damit notwendig verbundene Vertrautheit mit
der Unterwelt, die abgekürzten Tiefenblicke, die er sich auf dem Weg der
Intuition verschaffte, von jenen gewissen »Familienverhältnissen«, hatten
ihn so weit gebracht, daß er dir mirnichts-dirnichts sämtliche Konkubinate
zum Beispiel von der Via Capo d'Africa oder der Via Frangipane herunterrasseln
konnte, und bis hinauf zu den Zingari, zur Via degli Capocci, zum Gäßchen
Giancaleoni: und hinunter nacheinander hinter der Piazza Montanara, davon
reden wir gar nicht, in der Via Monte Caprino, im Gäßchen von der Bucimazza
bis zur Via dei Fienili: was kannte er nicht alles! oder rings um diesen
anderen Grindhaufen am Palazzo Pio, in all den Dünndärmen von Gäßchen dahinter
am Sant' Andrea della Valle, in der Grotta Pinta, in der Via di Ferro,
in der Grottengasse vom Theater: und gar in der Piazza Pollarola, obwohl
dort Leute aus dem guten Bürgerstand wohnen, eventuell ein paar gemischte
Zuzügler oder solche, die nicht gerade gut mit der Polizeistreife standen,
die waren vielleicht dabei. In der Gegend dahinter, da hatte er seine Hauptleimruten
ausgelegt. Da konnte er alle Pärchen namentlich auswendig hersagen, mit
der gesamten Verwandtschaft und allen Verästelungen, die da im Frühling
hervorsproßten, sei's als Hörner auf dem Haupt oder weiter unten: die Doppelpärchen,
die Tris, die Sequenzen zum König oder alle möglichen Verkeilungen: Geburten,
Leben, Tod und Wunderfälle. Er kannte die Löcher, die sie vermieteten,
und wußte, wann sie von dort auszogen und wohin, die Doppelbettzimmer,
die Kammern, die Stundenzimmer, die Bettüberwürfe und sogar die Ottomanen
mit all den Flöhen, die da drin hausen, jeden einzelnen. - Carlo Emilio Gadda, Die gräßliche Bescherung
in der Via Merulana. München 1988
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