eisterschrecke (Daemonophobia Radz.) - Gruppe: Orthoptera
Verbreitung: weltweit
Größe: maximal 10 cm - Farbe: schwarzbraun / nachtblau

Die Geisterschrecken gehören zwar zur Gruppe der Geradflügler (Orthoptera) wie die anderen Schreckenarten, sind aber keineswegs mit den Gespenstschrecken (Phasmoidea) zu verwechseln, sondern bilden eine eigene Ordnung. Unterscheiden sie sich doch in einem Punkt sehr wesentlich von jenen: Während die Gespenstschrecken allesamt Pflanzenfresser sind, läßt sich gleiches von den Geisterschrecken nicht behaupten. Die Daemonophobien sind übrigens nie grau gefärbt, wie gelegentlich von ungeübten Beobachtern geschrieben wurde, vielmehr zeigen sie eine stumpfe schwarzbraune oder auch nachtblaue Farbe, was ihnen zur erfolgreichen Tarnung bestens dient. Da die Tiere kaum je bei Tageslicht ausfliegen, hat man größte Schwierigkeiten, ihrer ansichtig zu werden, erscheinen sie doch auf Grund ihrer Anpassung an die Nachtdunkelheit nahezu unsichtbar. Freilich würde den Tierfreund ihr nicht gerade befriedigendes Aussehen erschrecken. Die gleichwohl zart zu nennenden Geisterschrecken weisen nämlich ungeheuer große Kauwerkzeuge auf. Mit diesem ihnen von der Natur verliehenen Apparat obliegen sie des Nachts ihrer Nahrungsaufnahme, die vornehmlich im Blutsaugen besteht. Dabei halten sie sich oft an größere Säugetiere, ja auch an den Menschen, so wie sie überhaupt wenig Scheu kennen, wenngleich sie freilich nicht als ungeschlacht oder unbeweglich gelten dürfen. Vielmehr fliegen sie sehr behende bei der geringsten Bewegung ihres Opfers auf, nur um sich alsbald wieder an einer anderen Stelle niederzulassen. Die Art ihrer Nahrungsaufnahme hat öfters dazu geführt, die Geisterschrecken zugleich mit den Vampiren zu nennen, eine ganz und gar unwissenschaftliche Betrachtungsweise, da die Tiere nichts miteinander gemein haben. Man findet die Geisterschrecken über die ganze Erde verbreitet, ja sogar in ausgesprochen unwirtlichen Gegenden gehen die emsigen Tiere ihrer merkwürdigen Lebensweise nach. Wer hätte nicht schon des Nachts, friedlich im Bette liegend, plötzlich ein scharf raschelndes Geräusch im dunklen Zimmer vernommen? Es sind die Geisterschrecken, die da auf Jagd gehen und wahrscheinlich eben dabei waren, sich dem Schlafenden zu nähern. Auch kennt wohl ein jeder das Geraschel neben dem Ohr, gerade wenn man im Einschlafen ist. Hier sitzt die Schrecke schon ganz nahe, wohl angelockt vom blutreichen Ohrläppchen des Ruhenden. Macht man aber Licht, so wird man das Tier vergeblich suchen. Bei geringstem Lichtschein flieht die Geisterschrecke in Sekundenschnelle unter einen deckenden Gegenstand. Das Auge der Tiere ist so konstruiert, daß es das Licht gewissermaßen vorausahnt; äußerste Empfindlichkeit dient hier der Natur als schützende Funktion. Da die Saugtätigkeit der Geisterschrecken kaum Spuren hinterläßt (größere nächtlich zugezogene Verwundungen des Menschen stammen also allemal von anderen Gelegenheiten) und auch selbst nur gering zu spüren ist, wird man diesen Tieren gegenüber den weitaus gewalttätiger vorgehenden Vampiren entschieden den Vorzug geben. Überhaupt kann der einsichtige Tierfreund den heutzutage immer noch so modischen Vampirrummel kaum verstehen; er hält sich lieber an die zartere Geisterschrecke und wird nur bedauern, daß sie bisher in der Literatur noch keine ihr entsprechende Würdigung gefunden hat.
 
Geisterschrecke

Kauwerkzeuge der Geisterschrecke

Wahrscheinliches Aussehen
einer Geisterschrecke
(natürl. Größe)

Vermutlicher Bau der Kauwerkzeuge
(nach H. Krachmandel: Zur Ästhetik der Geisterschrecke)


- (kv)

Fabeltiere

 

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