eheimnis, weibliches    Ursprünglich hatte ich ziemlich viel Angst vor Lady Mellifont gehabt, denn mit ihrem unbeweglichen Schweigen und dem tiefen Schwarz von fast allem, was ihre Person umgab, hatte ich sie für irgendwie hart, ja sogar für etwas schwermütig gehalten. Ihre Blässe wirkte ein wenig grau und ihr schimmerndes schwarzes Haar metallisch wie die Broschen und Bänder und Kämme, mit denen sie sich unweigerlich schmückte. Sie war ständig in Trauer und trug zahllose Schmuckstücke aus Jet und Onyx, tausend klirrende Ketten und Spangen und Perlen. Ich hatte gehört, wie Mrs. Adney sie Königin der Nacht nannte, und das traf den Nagel so ziemlich auf den Kopf, sofern man davon ausging, daß die Nacht wolkenbedeckt war. Sie hatte ein Geheimnis, und wenn man dem nicht auf die Spur kam, sobald man sie näher kennenlernte, merkte man zumindest, daß sie gütig, unaffektiert und beschränkt und außerdem von gottergebener Schwermut war. - Henry James, Das Privatleben. In: H.J., Die Freunde der Freunde. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 11, Hg. Jorge Luis Borges
 
 

Geheimnis Weiblichkeit

 

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