egenüber „Warum
fährt der verdammte Zug nicht endlich an?":allein in einem Abteil./Wahrnehmung:fette
Frau, aufgeschwemmtes Fleisch, das gar nicht der Wollust fähig ist, weil zu
geringer Informations=Sensoriumszufluß, gefiltert durch zu viel Fettgewebe,
in denen jede Berührung versinkt wie in einem Fettmorast, lehnt im Fenster der
1. Klasse gegen ein weißes Kopfpolster der 1. Klasse auf dem Nebengleis in entgegengesetzter
Richtung./:Der Blick in eins der erhellten Zugabteile, vor allem mit dieser
Frau gegenüber, ist wie ein Blick in einen Puff:die ähnlichen Polster, 19. Jahrhundert
(:das 20. Jahrhundert hat stolz erbärmliches Plastik!), die Schondecken in Kopfhöhe,
das Apartmenthafte = Isolierung zum Zweck der eigenen Ausstellung des Körpers!
(&warum stellt man den Körper aus? Weil zu geringes Bewußtsein davon in
dem Einzelnen anwesend ist, es sei denn, er ist ein mieser Filmstar wie die
weltweite US-Fotze Taylor oder die schleieräugige Virna Lisi auf italienisch:Bitterer
Reis!)/:und sie stopft sich etwas in den Mund (Genauso, als ob der deutsche
Dichter Wondratschek, das Würstchen, sich vor mir bezw. jedem nackt zeigt!)/:
- (
rom
)
Gegenüber (2)
- N. N.
Gegenüber
(3) Ich entledigte mich ebenfalls der Kleidung, bis
auf die Unterhose, und kniete mich am Fußende ihres Betts auf den Boden. Ich
wußte nicht, ob ich ihr gesagt hatte, sie solle die Beine spreizen; jedenfalls
hatte sie nach einer Weile die Schenkel geöffnet und die Knie angewinkelt: schutzlos
war ihr Geschlecht dem Sonnenlicht preisgegeben, das, durch die Lücken der Taxushecke
hindurch, und über deren gerade geschnittenen Rand hinweg, durch das breite
Fenster einströmte und sich irisierend im Gewebe der Gardinen brach. Ich sagte
nichts, ich war vom Blick auf das weibliche, fremdartige und jeder Benennung
hohnsprechende Gegenüber gebannt: nein, ich wußte nicht, ob ich gebannt oder
gefangen war, oder vielleicht abgewiesen ... ich konnte zugreifen und eintauchen,
doch ein rätselhaftes Versagen in meinem Kopf hinderte mich, ich war hypnotisiert
vom Ausdruck eines leicht schiefgezogenen Munds, der voll von geheimer Ironie
war, der sich mir darbot und sich mir dennoch auf unerfindliche Weise verweigerte.
-
Wolfgang Hilbig, Der dunkle Mann. In: W.H., Der Schlaf der Gerechten.
Frankfurt am Main 2003
Gegenüber (4)
- B. W. Kloes
Gegenüber (5)
Gegenüber
(6)
Zwei Tiere, die sich Maul an Maul gegenüberstehen und sich ein Geldstück aus
einer unleserlichen Regierungszeit streitig machen. Das linke Tier ist ein schäumender
Drachen, der aber nicht von dekadenten chinesischen Spiralen umgeben ist, sondern
mit seinen kurzen Flügeln und seinem gesamten Schuppenkleid bis hin zu den Krallen
vibriert: das ist das Imaginäre mit seiner diskreten
Art. - Das rechte Tier ist ein langer, geschmeidiger Tiger, muskulös, straff
und kräftig gebaut, mit stark ausgeprägter Sexualität: die stets selbstsichere
Wirklichkeit. - Victor Segalen, Aufbruch in das
Land
der Wirklichkeit. Frankfurt und Paris 1984 (zuerst 1924)
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