efäß   Die Liebe ist ein Bedürfnis; ob man sie nun in ein goldenes Gefäß gieße oder in einen tönernen Teller, sie muß heraus. Allein der Zufall verschafft uns die Gefäße. Mein Gott! die schönen Frauen, die es in Nazareth gab! Weiber am Brunnen mit Krügen auf ihren Köpfen. In ihren an den Hüften durch Gürtel zusammengehaltenen Kleidern haben sie biblische Bewegungen. Das schreitet königlich dahin. Der Wind hebt den unteren Rand ihrer farbigen Gewänder mit den breiten Streifen. Ihr Kopf ist mit einem Kranz von Gold- oder Silberpiastern umgeben. Sie sind ganz Linie und wandern wie Schatten dicht an einem vorbei.   - (flb)

Gefäß (2)

- "Tom"  vom 21.5.2005

Gefäß (3) Auf den Dachböden und in den Rumpelkammern war allzulange nicht aufgeräumt worden, man hatte Töpfe aufeinander- und Flaschen übereinandergetürmt und den Batterien leerer Bouteillen gestattet, ins Endlose zu wachsen.

Dort, in den verkohlten, balkenreichen Wäldern der Dächer und Böden, begann das Dunkel auszuarten und wild zu gären. Dort nahmen die schwarzen Sejme der Töpfe ihren Anfang, die geschwätzigen und hohlen Versammlungen, das faselnde Geflasche, das Blubbern der Bouteillen und Ballone. Bis eines Nachts in den schindelbedeckten Weiten die Phalangen der Töpfe und Flaschen anschwollen und als riesiges, dichtgedrängtes Volk die Stadt überströmten.

Die aus den Speichern ausgespeicherten Speicher stülpten sich aus, die einen aus den anderen, sie trieben schwarze Spaliere, und durch ihre weitläufigen Echos liefen Kavalkaden von Tramen und Balken, die Lançaden hölzerner Böcke, die auf ihre tannenhölzernen Knie fielen, und sie erfüllten dann, in die Freiheit hinausgestürmt, die Nacht mit dem Galopp der Sparren und dem Klappern der Pfetten und Stützen.

Da flössen die schwarzen Flüsse über, die Ströme der Fäßchen und Kannen wanderten durch die Nacht. Ihre schwarzen, glänzenden, lautstarken Versammlungen belagerten die Stadt. Nachts stürmte der schwirrende dunkle Lärm der Gefäße vorwärts wie eine Armee schwatzhafter Fische, ein unaufhaltsamer Überfall keifender Kübel und plappernder Bottiche.

Auf ihre Boden trommelnd türmten sich Eimer, Fäßchen und Kannen, getöpferte Tonkrüge baumelten, die alten Hüte und Zylinder der Dandys kletterten übereinander und wuchsen in den Himmel zu Säulen, die zerfielen.

Und alle klapperten täppisch mit den Bolzen ihrer hölzernen Zungen, zermalmten in den Mäulern mühselig den Stumpfsinn der Flüche und des Unflats, sie schmähten mit Schmutz die ganze Nacht. Bis sie zur Genüge gelästert und geflucht hatten.

Herbeigerufen vom Johlen der bis zum Rand mit Klatsch und Tratsch gefüllten Gefäße, kamen die Karawanen schließlich näher, gewaltige Sturmtrosse rückten an und blieben über der Nacht stehen. Das riesige Lager, ein schwarzes, waberndes Amphitheater, stieg nach und nach in weiten Kreisen zur Stadt hinab. Und es brach mit dem machtvollen, aufgewühlten Sturm eine Dunkelheit herein, und diese wütete drei Tage und drei Nächte ...  - (bs2)

 

Alltagsdinge

 

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