ebrüll De Nemi hämmerte, unausgesetzt von vorne anfangend, den gleichen Gassenhauer herunter. Unter tierisch klingenden Kommandorufen versuchten die Trunkenen, sich kolonnenweise zu paaren. Kinder wurden aufeinandergehetzt. Bis in die vom Flusse aufsteigenden rötlichen Nebel konnte ich das geisterhafte Inferno verfolgen. Der Blutdurst erwachte! Ein riesenhafter, unflätiger Bursche sprartg auf, brüllte wie ein Stier und fuhr mit einem langen Messer auf einen andern los. Ein Mord! dann ein zweiter! Der Mann war tobsüchtig geworden; alles Spiel verstummte. Mehrere Weiber wälzten sich kreidebleich in hysterischen Krämpfen auf dem Boden.
Von überall ertönte nun das Heulen der in Mordlust Verfallenen. So können
Tiere nicht brüllen! Man erschlug die Wutschäumenden. Es kam zu erbitterten
Kämpfen. Die Tore zu den nahegelegenen Kellereien wurden eingeschlagen und große
Fässer ins Lager gerollt. Alle betranken sich! Eine lärmende Gesellschaft zog
sich in die Badeanstalt zurück, hinter ihnen sperrte ein Spaßvogel
ab. Stundenlang ertönte ein schauriges Hilferufen, aber das berauschte Lager
kümmerte sich nicht darum; dann wurde es stiller. — — Vollgefressen glitt ein
Rudel Krokodile ins Wasser. - Alfred Kubin,
Die Andere Seite. München 1975 (zuerst 1909)
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