Als Narren gekleidete Gäuche treten im Narrenschiff auf. Sebastian Brant konzipierte für sein dreizehntes Exempel, Von Buolschafft, eine noch der Mythologie verpflichtete Darstellung der Frau Venus mit dem blinden Knaben Cupido. Sie hat drei Gäuche und einen Affen am Narrenseil und lauscht dem Ruf des Kuckucks. Gerade in diesem Bild wird aber deutlich, daß der Autor, ausgehend vom Achtnarren-Bilderbogen und dem Kupferstich des Meisters der Weibermacht eine Verbindung zwischen Mythologie und volkstümlichem Brauch suchte. Er gab der antiken Göttin den wenig schmeichelhaften Namen Frow Venus mit dem stroewen ars [Stroh-Arsch]. überdies wird sie vom Tod begleitet. Brant erlaubte sich damit einen Hinweis auf Vanitas und ewige Verdammnis, die die Liebessünder am Tag des Jüngsten Gerichts treffen wird.
Den Gäuchen stehen in Brants Narrenschiff viele Närrinnen gegenüber.
Die meisten von ihnen sind, von der Hure bis zu den fünf törichten Jungfrauen,
ebenso dem Bereich der Erotik zugeordnet. Für Närrin hat Thomas Murner
in seiner 1519 Basel veröffentlichten geuchmat [Gäuchwiese, Liebeswiese]
den Begriff geuchin verwendet. Murner nent Eigenschaften von gouch
und geuchin, wobei der Frau gemäß den Vorurteilen der Zeit die Rolle der
Betrügerin zugeteilt wird. Etwa zu gleicher Zeit hat Pamphilus Gengenbach
sein Basler Fastnachtsspiel gouchmat publiziert. Darin erfährt
man am Schluß, daß die Matte in Wirklichkeit von den Töchtern jung und
alt aus dem Bordell der Frau Venus in der Baseler Malentzgasse (heute
Malzgasse) bespielt worden ist.
Der Gauch unterliegt. Er wird durch
die geuchin in den Ruin gebracht. Sein Zustand der Selbstaufgabe wurde
an der hier für passend genommenen Schwachheit des Weibes gemessen und
wybisch genannt. Bei den Frauen wurde unterstellt, daß sie den Triumph
über ihre wybischen mannen auskosteten. Hans Sachs beschreibt dies
in Ein Gesprech eyner Bulerin und eines ligenden Narren unter iren Füssen.
Mit diesem Narren ist wiederum ein Gauch gemeint. Er liegt besiegt und
verzweifelt der Frau zu Füßen. Zu dem Text gibt es mehrere graphische Darstellungen
...
Sebald
Beham (?):
Gauch
mit Rose und Hörnchen, zu Füßen einer
Buhlerin mit Kuckuck, Schelle
und Zutsch (Nuckel)
Der Gauch wurde beliebter Gegenstand Flugschriften und Einblattdrucken. Besonders im Umkreis des Erhard Schön hat man die verschiedensten Assoziationen aus der Vorstellungswelt sprichwörtlicher Redensarten gebildet. So legte beispielsweise das Wort gauch schon in seiner Ableitung von Kuckuck die Vorstellung vom Vogel, vom fliehenden Gauch, nahe. Die Gäuche haben jetzt Flügel, sie kommen herbeigeflogen und geraten in die Falle der Frauen, die sich, hinter einem tarnenden Gebüsch versteckt, als Vogestellerinnen betätigen ... In einem Holzschnitt von Erhard Schön sind die Gäuche schließlich in einen Käfig gesperrt, in dem sie vor Liebe brennen. Die ihnen ein Notenblatt vorhaltende Frau lehrt sie das Singen. Doch brauchen sie, wie Thomas Murner in seiner geuchmat weiß, keine langen texte einzustudieren, sondern sie müssen immer nur dasselbe singen: Guck Guck Guck Guck singen wir/Es focht glich an und endt sich glich. In dem Holzschnitt Den gouch lernen singen singt gehorsam der Mann einer vom bequemen Thron aus dirigierenden Frau vor, während in einem daneben abgestellten Käfig ein Kuckuck gefangen ist und offenbar als Lockvogel fungiert.
Die Einbeziehung von sprichwörtlichen Redensarten
auch in die Darstellungen von Gäuchen findet sich sehr konkret bereits
in Brants Narrenschiff. Eine später vielfach in der Emblematik verwendete
Redensart durch die Finger sehen ist im 33. Bild zum Hauptmotiv
erhoben. Ein betrogener Ehemann sitzt am Tisch, seine Ehefrau zieht
ihm ein Hälmlein durch den Mund, was bedeuten soll: sie tut ihm schön
und gleichzeitig betrügt sie ihn. Er selbst blickt mit beiden Augen durch
die Finger und gibt dadurch zu erkennen, daß er den Ehebruch seiner Frau
duldet. Das Gesetzmäßige des Geschehens wird durch die Mäusejagd einer
Katze exemplifiziert, denn wie die Katze das Mausen nicht
läßt, so wird die Ehefrau nicht vom Ehebruch ablassen. - Lutz S.
Malke. Aus: Narren. Katalog zur Ausstellung Berlin 2001