attinnenmord
Die Diener hatten gehört und einander anvertraut,
einer von uns hätte den anderen getötet. Ich also, ich allein hätte die Frau
getötet, die ich liebte! Auf welche Weise - darüber gab es unterschiedliche
und nicht wenige Geschichten. Einigen zufolge hätte ich sie mit einer List in
die Heide gelockt und ihr dort mit den langen und harten Gräsern, die eigens
zu diesem Zweck wachsen, den Hals umwickelt und zugeschnürt. Oder ich hätte
Dich mit Nepenthessaft betäubt und halbtot in einen Graben geschüttet, wo Du
dann vollends gestorben wärest, auf Arten und Weisen, welche die Diener einmütig
als wonnevoll bezeichneten. Und mit nüchterner Ausgelassenheit verzogen sie
die Gesichter und bleckten die Zähne, um mich an die Einzelheiten des Todeskampfs
jener Frau zu erinnern, die ich geliebt hatte. Und jemand erinnerte sich, wie
ich die Knochen ein paar Monate später wieder aus der Grube herausgezogen hatte
und sie - nachdem sie mit den geeigneten Reinigungsmitteln von allen fauligen
Rückständen befreit worden waren - neu hatte zusammensetzen und mit Draht befestigen
lassen, um das Skelett auf solche Weise restauriert in einen Schrank zu hängen
und es von Zeit zu Zeit vom Bügel zu nehmen und am Tisch sitzen zu lassen -
auf einem Stuhl, der nur von ihr benützt wurde, seit jeher; das tat ich speziell
wenn ich Gäste hatte und mich besonders gastfreundlich zeigen wollte, und vor
allem um etwaige Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen mir und meiner Gattin
zu zerstreuen - Gerüchte, die durch ihre Abwesenheit womöglich tückisch genährt
worden wären. All das erschien ihnen würdig und unterhaltsam, und es gefiel
ihnen, mich daran zu erinnern, wie ich jenem von wirren Metallfäden durchzogenen
Schädel mit äußerst höflichen, ja schmeichelhaften Worten raffinierte Speisen
anbot und mich dann seufzend bei den Gästen über Deine hartnäckige, ja beunruhigende
Appetitlosigkeit beklagte. Worüber Deine Diener respektvoll kicherten.
- Giorgio
Manganelli, Amore. Berlin 1982
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