astgeber   Der Nachteil ist, daß man seine Gastgeber und Gastgeberinnen nie richtig kennt. Man lernt ihre Foxterrier und ihre Chrysanthemen kennen und findet heraus, ob die Geschichte mit dem Laufwagen im Salon von der Leine gelassen werden kann oder, aus Angst vor öffentlichem Anstoß, jedem Mitglied der Party unter vier Augen erzählt werden muß; nur Gastgeber und Gastgeberin sind eine Art menschliches Hinterland, zu dessen Erforschung stets die Zeit fehlt.

Ich war einmal bei einem Herrn in Warwickshire zu Gast; der bestellte zwar sein eigenes Land, war aber ansonsten recht solide. Ich hätte ihm nie eine Seele zugemutet, doch nicht sehr lange darauf ist er mit der Witwe eines Löwenbändigers durchgebrannt und hat sich irgendwo am Persischen Golf als Golflehrer etabliert; natürlich furchtbar unmoralisch, da er nur ein mittelmäßiger Spieler war, aber immerhin bewies er Phantasie. Seine Frau war wirklich zu bemitleiden, weil er der einzige Mensch im Haus gewesen war, der mit den Launen der Köchin zurechtkam; und jetzt muß sie »Deo volente« auf ihre Dinner-Einladungen schreiben. Freilich ist das noch immer besser als ein Familien-Skandal; eine Frau, die ihre Köchin verläßt, wird ihre gesellschaftliche Stellung nie wieder ganz zurückgewinnen. - Saki, Reginald über Einladungen. In: Der Rabe 15, Zürich 1986 (zuerst ca. 1910)

Gastgeber (2)  Im geselligen Zirkel bei sich war Hoffmann am liebenswürdigsten. Die Heiligkeit des Gastrechts ließ ihn manches geduldig ertragen, was ihm in der innersten Natur zuwider war, und genügte ihm der Geist nicht, der sich in seiner Gesellschaft entwickelte, so suchte er sich durch die Sorge für die leibliche Nahrung derselben zu zerstreuen, er nahm seiner Frau das Geschäft ab, den Salat, Kardinal oder Punsch zu machen, was er übrigens alles meisterhaft verstand; — mit andern Worten, wollten ihm seine Gäste nicht recht schmecken, so freute er sich wenigstens daran, wenn es ihnen recht schmeckte. -  E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass. Von Julius Eduard Hitzig. Frankfurt am Main 1986 (it 1986, zuerst ca. 1825)

Gastgeber (3)  Auf einem Maskenball im Muskauer Hoftheater läßt Pückler verbreiten, «daß die Gäste eigentlich auf Leichentüchern säßen, die noch kürzlich Leichname umhüllt hätten, und ein verwirrter Mensch wie ich leicht fähig wäre, auch ein Ragout von Leichen aufzutischen ... wo jeder schon mit Schauer Leichengeruch zu wittern meinte, stürzte mit einem fürchterlichen Geprassel der alte Kronleuchter auf die Mitte der Tafel. Nun war kein Halten mehr, alles wogte zum Ausgang, und ein mit seltener Geistesgegenwart von mir angeordnetes Feuergeschrei machte mein Haus in weniger als fünf Minuten zur Einöde. Ich hoffe, mich durch die Fête um diese  Provinz verdient gemacht zu haben, denn längerer Stoff zu Kaffee-Visiten und Bierkränzchen ist ihnen gewiß seit langem nicht vorgekommen.» - Nach: Geliebeter Pascha! Feurigste Gnomin! Liebesbriefe von Hermann Fürst von Pückler und Ada von Treskow. Zürich u.München 1986

 

Gastfreundschaft

 

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