Ich war einmal bei einem Herrn in Warwickshire zu Gast; der bestellte
zwar sein eigenes Land, war aber ansonsten recht solide. Ich hätte ihm
nie eine Seele zugemutet, doch nicht sehr lange
darauf ist er mit der Witwe eines Löwenbändigers durchgebrannt und hat
sich irgendwo am Persischen Golf als Golflehrer etabliert; natürlich furchtbar
unmoralisch, da er nur ein mittelmäßiger Spieler war, aber immerhin bewies
er Phantasie. Seine Frau war wirklich zu bemitleiden, weil er der einzige
Mensch im Haus gewesen war, der mit den Launen der Köchin zurechtkam; und
jetzt muß sie »Deo volente« auf ihre Dinner-Einladungen schreiben. Freilich
ist das noch immer besser als ein Familien-Skandal; eine Frau, die ihre
Köchin verläßt, wird ihre gesellschaftliche Stellung nie wieder ganz zurückgewinnen.
- Saki, Reginald über Einladungen. In: Der Rabe 15, Zürich 1986
(zuerst ca. 1910)
- E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass. Von Julius Eduard Hitzig.
Frankfurt am Main 1986 (it 1986, zuerst ca. 1825)
Gastgeber (3) Auf einem Maskenball im Muskauer
Hoftheater läßt Pückler verbreiten, «daß die Gäste eigentlich auf Leichentüchern
säßen, die noch kürzlich Leichname umhüllt hätten, und ein verwirrter Mensch
wie ich leicht fähig wäre, auch ein Ragout von Leichen aufzutischen ... wo jeder
schon mit Schauer Leichengeruch zu wittern meinte,
stürzte mit einem fürchterlichen Geprassel der alte Kronleuchter auf die Mitte
der Tafel. Nun war kein Halten mehr, alles wogte zum Ausgang, und ein mit seltener
Geistesgegenwart von mir angeordnetes Feuergeschrei machte mein Haus in weniger
als fünf Minuten zur Einöde. Ich hoffe, mich durch die Fête um diese Provinz
verdient gemacht zu haben, denn längerer Stoff zu Kaffee-Visiten und Bierkränzchen
ist ihnen gewiß seit langem nicht vorgekommen.» - Nach: Geliebeter Pascha!
Feurigste Gnomin! Liebesbriefe von Hermann Fürst von Pückler und Ada von Treskow.
Zürich u.München 1986
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