anter Wenn
ein junger Ganter sein Triumphgeschrei einem anderen Männchen anträgt
und dieses darauf eingeht, so findet jeder der beiden, was diesen einen Funktionskreis
anlangt, einen weit besseren Partner und Kumpan, als er in einem Weibchen fände.
Da die intraspezifische Aggression im Ganter weit stärker ist als in der Gans,
ist es auch die Neigung zum Triumphgeschrei, und die beiden Freunde regen einander
zu kühnen Taten an. Da kein ungleichgeschlechtliches Paar ihnen die Stirne bieten
kann, erringen solche Ganterpaare stets ganz hohe, wenn nicht die höchsten Stellen
in der Rangordnung der betreffenden Gänsesiedlung. Sie halten mindestens ebenso
getreu lebenslänglich zusammen, wie ein verschiedengeschlechtliches Paar es
tut. Als wir unser ältestes Ganterpaar, Max und Kopfschlitz, trennten und ersteren
in unsere Tochter-Grauganskolonie auf dem Amper-Stausee bei Fürstenfeldbruck
verbannten, verpaarten sich beide nach einem Jahr der Trauer mit weiblichen
Gänsen und beide Paare brüteten erfolgreich. Als wir Max - ohne Gattin und Kinder,
die wir nicht einzufangen vermochten - auf den Ess-See zurückholten, verließ
Kopfschlitz augenblicklich Frau und Kinder und kehrte zu Max zurück. Kopfschlitz'
Gattin und Söhne schienen die Situation merkwürdigerweise genau zu erfassen
und versuchten, Max in wütenden Angriffen zu vertreiben, was ihnen aber nicht
gelang. Heute halten die beiden Ganter wie eh und je zusammen, und Kopfschlitz'
verlassene Gattin zottelt traurig in gemessenem Abstand hinter den beiden her.
- Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression. München
1974 (zuerst 1963)
Ganter (2) Wir
hatten einen Gänserich, den wir Alter Ficker nannten, weil er sich über alles
hermachte, wenn er seinen Rappel hatte, und das schien immer der Fall zu sein.
Er kam daher, zischend, mit flatternden Flügeln, und wenn einmal keine Gans
da war, versuchte er die Ferkel zu besteigen oder eines
von meinen großen schwarzen Lieblingskaninchen. Ich
war acht Jahre alt, als ich ihn eines Morgens fand, wie er ein quiekendes Kaninchen
attackierte. Da erschoß ich ihn mit der Schrotflinte meines Vaters, und das
war kein übles Gewehr. Was von ihm übrigblieb, kam auf den Mittagstisch und
war kaum zu genießen. - Nell Kimball, Madame
- Meine Mädchen, meine Häuser. Hg. Stephen Longstreet. Frankfurt am Main, Wien und
Berlin 1982 (entst. ca. 1917-1932)
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