Daß bei der Geburt die Füße zuerst kommen, ist wider die Natur, und daher hat man solche Kinder Agrippen, d. h. Schwergeborene genannt. Auf diese Weise soll M. Agrippa zur Welt gekommen und er fast das einzige Beispiel einer solchen glücklich abgelaufenen Geburt sein. Allein auch er hatte kranke Füße, eine elende Jugend, brachte sein Leben in Krieg und Todesgefahren hin, alle seine Handlungen waren ihm schädlich, sein Stamm gereichte der Welt zum Unheil, vorzüglich durch die beiden Agrippinen, welche den Cajus und Domitius Nero, diese zwei Geißeln des menschlichen Geschlechts, gebaren.

Übrigens lebte er nicht lange, denn schon im 51. Jahre starb er, und durch die Betrübnis, welche ihm die Untreue seiner Gemahlin sowie das sklavische Verhältnis zu seinem Schwiegervater bereitete, hat er die Bedeutung seiner verkehrten Geburt büßen müssen. Daß auch selbst Nero, der noch vor kurzem Kaiser und während seiner ganzen Herrschaft ein Feind des menschlichen Geschlechts war, mit den Füßen zuerst geboren wurde, gibt seine Mutter Agrippina an.

Naturgemäß ist, daß der Mensch mit dem Kopfe zuerst auf die Welt kommt und mit den Füßen voran aus derselben zu Grabe getragen wird. - (pli)

Fuß (2) Man muß beim Malen mit beiden Beinen auf der Erde stehen, weil die Kraft durch die Füße hereinkommt. - Joan Miró

Fuß (3) Es waren einmal drei Wanderarbeiter, die zogen heim von Limerick nach Kerry. Unterwegs trafen sie auf der Straße einen Pfeifer.

»Ich will mit euch gehen«, redete der sie an. »Schon recht«, sagten sie.

Es war schon Winter. Frost kam. Die Männer froren. Da sahen sie einen toten Mann am Straßenrand liegen, der hatte ein Paar funkelnagelneue Schuhe an den Füßen. »Beim gütigen Himmel«, sagte der Pfeifer, »noch nie in meinem Leben habe ich ein Paar neue Schuhe gehabt. Gebt mir einen von euren Spaten, und ich will versuchen, ihm seine Beine abzuhauen.«

Das war die einzige Möglichkeit, um zu den Schuhen zu kommen, denn durch den Frost waren sie an den Füßen des Toten festgefroren.

Der Pfeifer nahm also den Spaten und schlug die beiden Füße über den Knöcheln ab, steckte sie in die Tasche seines Umhangs und ging weiter.

Bald darauf kamen die vier an ein Haus, wo sie zur Nacht blieben. Wie das damals üblich war, standen die Kühe im Winter in der Küche.

»Bleibt von der grauen Kuh fort«, warnte die Magd, »sie könnte euch auffressen. Sie ist ein gefährliches Tier.« Alle legten sie sich schlafen. Die drei Wanderarbeiter und der Pfeifer streckten sich nahe dem Feuer aus. Als der Pfeifer sich ungestört wähnte, hielt er die Füße des toten Mannes über die Glut, bis sie auftauten und es ihm gelang, die Schuhe abzustreifen. Er zog sie sich selbst an und warf die abgehackten Füße dorthin, wo die graue Kuh stand. Zeitig, am nächsten Morgen, vor allen anderen, verließ er das Haus.

Als die Magd aufstand, sah sie zur Tür. Sie war geschlossen, und die drei Wanderarbeiter schliefen noch fest vor dem Feuer.

»Mein Gott!« schrie sie dann auf, »gestern abend haben doch dort noch vier Männer gelegen. Jetzt sind es nur noch drei.« Die Wanderarbeiter erwachten. »Wo ist euer Kamerad?« fragte sie.

»Keine Ahnung«, sagten die Männer und blickten sich schlaftrunken um.

Die Magd ging hinüber zur grauen Kuh und fand dort die beiden Füße.

»Der Himmel steh uns bei!« rief sie, »sie hat ihn aufgefressen.« Sie holte den Herrn des Hauses und berichtete von ihrer schaurigen Entdeckung.

Der Bauer besah sich die Füße, besah sich die graue Kuh, schüttelte den Kopf und griff dann in die Tasche. »Hier sind fünf Pfund«, sagte er zu den Wanderarbeitern, »nehmt sie, vergeßt, was ihr hier gesehen und gehört habt. Eßt euer Frühstück und macht dann; daß ihr fortkommt.« Als nun die Wanderarbeiter um fünf Pfund reicher weiterzogen und ein Stück gegangen waren, trafen sie den Pfeifer, der auf der Straße tanzte. Er war so stolz über seine neuen Schuhe, daß er sich am Morgen schon selbst zum Tanz aufspielte. Solche Dinge soll es geben. - (irm)

Fuß (3)

- André François

Fuß (4) »Du weißt nicht«, sagte Sophia, »was alles in einem Fuß liegt. Rennend und huschend, liegend und stehend ist der Fuß oft übersehen worden. Große Füße und kleine Füße haben eine große Rolle in der Geschichte der Menschheit gespielt. Auf Zehenspitzen gingen die Drei Greise. Wären sie heute zum Begriff geworden, wenn sie fest aufgetreten wären und nicht die Hacken ihrer Sohlen geschont hätten? Rasch wirbelte Salome auf den Zehen. Wäre Jochanaan am Mangel seines Kopfes gestorben, wenn sie im Boden verwurzelt geblieben wäre? Tönt die Vergangenheit nicht wider von Füßen, die ins Verhängnis eilen? Wäre Napoleon groß gewesen, so er in sein Schicksal gewatschelt oder herumgetrippelt wäre? Und wenn ein Weib sich einen großen Namen erwirbt, so wegen des Klangs ihrer Schritte oder wegen ihrer eingeborenen Fähigkeit, die Füße vom Boden fernzuhalten? Wie oft verdankt ein armer Mann seinen Aufstieg dem großen Fuß, mit dem er eine verschlossene Tür eintritt, und wie viele Frauen verdanken ihren Aufstieg der Tatsache, daß ihre Sohlen frei von Staub sind?« - (ryder)

Fuß (5)

- DR

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