uchsjagd   Lestrade hegte keine sonderliche Vorliebe für Hunde. Einer oder zwei seiner Vorgesetzten waren versessen darauf, Bluthunde einzusetzen, doch ihn schienen die Tiere immer anzupinkeln, wann immer er mit ihnen zu tun hatte. Er fragte sich oft, ob es an ihm persönlich oder an dem Ort lag, an dem er sich befunden hatte. In einem Gehege befanden sich dreißig oder vierzig Fuchshunde, prächtige schwarze, braune und weiße Tiere, die sich leckten und schnüffelten. Lestrade war froh, daß sie nicht knurrten oder heulten. Da er nicht wollte, Sir Cattermole könne glauben, er habe Angst vor diesen Kötern, streckte er eine sichere Hand aus, wobei er betete, sie möge nicht zittern. Ein Hund mit massigen Unterkiefern, vielleicht älter, sicherlich dunkler als die übrigen, bohrte seine Nase in Lestrades hohle Hand. Er rubbelte ihm die Ohren. «Guter Junge, guter Junge.»

«Fällt Ihnen an diesen Hunden etwas auf?» fragte ihn Cattermole. Lestrade haßte es, wenn man ihn auf diese Weise in Verlegenheit brachte. Hatte er es mit einem Einbruch in ein Wohnhaus, einer überfallenen Bank oder auch nur mit einem gefälschten Fünfer zu tun, bewegte er sich auf vertrautem Gelände. Doch Wochenenden mit Geschieße und Gejage und Landhäuser waren nicht sein Revier.

Er prüfte das Nächstliegende - seine beiden Beine. Bis jetzt hatte noch keiner der Hunde versucht, ihn anzupinkeln. «Sie meinen...» Lange Jahre im Dienst hatten ihn das gemächliche Hinauszögern gelehrt, das er bis zu dem Punkt trieb, der seinem Fragesteller Gelegenheit gab, sich einzumischen. «Von dem Blut abgesehen.»

Lestrade zuckte mit seiner Hand zurück und hoffte, daß die Bewegung nicht zu plötzlich gewesen war. Er hatte das Blut in der Tat nicht gesehen - bis jetzt. Aber es war da, dunkel und verkrustet um viele Mäuler. Menschliches Blut. Hurstmonceux's Blut. «Sie sind so fügsam», fuhr Cattermole fort, «oder würden Sie glauben, daß sie vor ungefähr sechs Stunden einen Mann in Stücke gerissen haben?»

Soweit der Anstand es ihm zu erlauben schien, bewegte Lestrade sich rückwärts.

«Dieser da neben Ihnen», sagte Cattermole auf den Hund deutend, den Lestrade getätschelt hatte, «das ist Tray, der Leithund. Er dürfte als erster auf Freddie losgegangen sein. Rosebery sagte, er habe ihn an der Kehle gehabt.»   - M. J. Trow, Lestrade und die Struwwelpeter-Morde. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1985)

Fuchsjagd (2)  Irgendwann müssen wir  eine zu eigenwillige Richtung eingeschlagen haben, denn wir verloren die Hunde aus den Augen und merkten bald, daß wir ohne Ziel Meilen von allem und jedem entfernt einhertrotteten. Es war zu ärgerlich, und meine Laune hatte Stück für Stück zu bröckeln begonnen, als wir unseren Weg durch eine vielversprechende Hecke bahnten und zu unserer Freude in einer Senke zu unseren Füßen die Hunde in wilder Verfolgungsjagd erblickten.

›Da laufen sie‹, rief Constance und fügte dann atemlos hinzu: ›Um Himmels willen, was jagen sie denn?‹ Eines war sicher: ein gewöhnlicher, sterblicher Fuchs war das nicht. Er war mehr als doppelt so hoch, mit einem kurzen, häßlichen Kopf und einem enorm dicken Hals.

›Es ist eine Hyäne‹, rief ich, ›sie muß aus Lord Pabhams Park ausgebrochen sein.‹

In diesem Augenblick drehte sich das gehetzte Tier um und blickte seine Verfolger an, und die Hunde (es waren nur ungefähr sechs Koppel) blieben in einem Halbkreis stehen und guckten dumm. Offenbar hatten sie sich auf der Fährte dieser unbekannten Witterung vom Rest der Meute entfernt und wußten nun nicht recht, wie sie sich ihrer Beute gegenüber verhalten sollten, nachdem sie sie gestellt hatten.

Die Hyäne begrüßte unser Kommen mit unverkennbarer Erleichterung und Freundlichkeit. Wahrscheinlich war sie an stete Liebenswürdigkeit von menschlichen Wesen gewöhnt, während ihre erste Begegnung mit einer Meute von Jagdhunden einen ungünstigen Eindruck hinterlassen hatte. Die Hunde sahen noch verwirrter drein als zuvor, als ihre Beute ihre plötzliche Vertrautheit mit uns zur Schau stellte, und der schwache Ruf eines Horns in der Ferne diente ihnen als willkommenes Signal für einen unauffälligen Rückzug. Constance und ich blieben in der hereinbrechenden Dämmerung mit der Hyäne allein.

›Was sollen wir tun?‹ fragte Constance.

›Sie können Fragen stellen‹, sagte ich.  - Saki, nach: Der Rabe. Magazin für jede Art von Literatur 25. Zürich 1989

Fuchsjagd (3)  

 

"Other hunts cut off the fox's tail, Miss Wellesley, but here we have a different iniation ceremony"

- N. N.

 

Fuchs Jagd

 

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