rühstück  Für einen Menschen mit gesundem Körper ist es zu einer guten Verdauung förderlich, bis ungefähr zur Mittagsstunde kein Frühstück zu nehmen. Für einen Kränklichen, Schwächlichen und einem mir entkräfterem Körper dagegen ist es gut und gesund, in der Frühe etwas zu speisen, damit er die Kräfte, die er nicht in sich hat, von der Nahrung nehme. Am Abend kann der Mensch dieselben Speisen und Getränke zu sich nehmen wie am Tage, wenn er will. Er muß es dann nur früh genug vor Einbruch der Nacht tun, damit er vor dem Schlaf noch seinen Spaziergang haben kann. - (bin)

Frühstück (2) Ein wohlhabender Kaufmann, der nicht wenig stolz auf seine raren Tulpenvarietäten war, erhielt eines Tages eine Sendung sehr wertvoller Waren aus der Levante. Die Nachricht von der Ankunft der Sendung wurde ihm von einem Seemann überbracht, der zu diesem Zweck in seinem Kontor erschien, wo sich Waren aller Art stapelten. Der Händler, erfreut über die Nachricht, schenkte ihm einen leckeren Bückling für sein Frühstück. Nun hatte dieser Seemann anscheinend eine besondere Vorliebe für Zwiebeln — und als er auf dem Tresen des Kontors eine zwiebelähnliche Knolle liegen sah, die ihm zwischen so viel Samt und Seide ohne Zweifel deplaziert vorkam, steckte er sie heimlich in die Tasche: als würzige Beigabe zu seinem Bückling. Ungehindert verließ er das Kontor und begab sich zum Hafen, um sein Frühstück einzunehmen. Kaum war er jedoch draußen, da bemerkte der Kaufmann den Verlust seiner kostbaren Semper Augustus, die ihn 3000 Gulden gekostet hatte. Im Nu war der gesamte Betrieb in hellem Aufruhr und suchte nach der wertvollen Zwiebel — vergebens. Der Kaufmann war verzweifelt und ließ ein zweites Mal alles absuchen — wieder ohne Erfolg. Endlich erinnerte sich jemand an den Seemann.

Auf den bloßen Verdacht hin rannte der Handelsherr auf die Straße. Seine gesamte Belegschaft folgte ihm. Der Seemann, dieses schlichte Gemüt, hatte keinen Gedanken darauf verwandt, sich zu verstecken. Man fand ihn, ruhig auf einer Taurolle sitzend und das letzte Ende seiner Zwiebel kauend. Nicht im Traum hatte er daran gedacht, daß er soeben ein Frühstück verzehrt hatte, für dessen Gegenwert eine komplette Schiffsmannschaft ein Jahr lang hätte verköstigt werden oder, wie der bestohlene Kaufmann selbst es ausdrückte, »der Prinz von Oranien und der gesamte Hof des stadhouders auf das erlesenste hätten schmausen können«. Antonius ließ Perlen in Wein auflösen, um auf das Wohl Kleopatras zu trinken; Sir Richard Whittington tat es ihm in närrischer Weise nach, um König Heinrich V. zu delektieren; Sir Thomas Gresham trank einen in Wein aufgelösten Diamanten auf die Gesundheit der Königin Elisabeth, als sie die Königliche Börse eröffnete — aber das Frühstück dieses schelmischen Holländers war kaum weniger aufwendig. Er hatte gegenüber seinen verschwenderischen Vorgängern sogar noch einen Vorteil: Ihre Preziosen verbesserten Geschmack und Zuträglichkeit ihres Weines wohl kaum, während seine Tulpe mit dem Bückling sicher köstlich schmeckte. Nachteilig für ihn war dann freilich die Tatsache, daß er einige Monate im Gefängnis verbringen mußte, weil der Kaufmann ihn wegen Diebstahls verklagt hatte. - Blainville, nach (mack)

Frühstück (3) Daß es eine blöde Idee gewesen war, an einem Sonntag und um diese Zeit die Markthallenkneipe aufzusuchen, hätte Herrn Lehmann, das dachte er sofort, als er nicht lange nach dem Anruf seiner Mutter die Markthallenkneipe betrat, eigentlich vorher klar sein müssen. Warum bin ich bloß hierhergekommen, dachte er, welcher Teufel hat mich geritten, hier reinzugehen, fragte er sich, als er noch in der Nähe der Tür, aber immerhin schon in der Markthallenkneipe stand und mit einem Blick die ganze traurige Wahrheit erfaßte: daß es nämlich überhaupt keinen Sinn ergab, an einem Sonntag die Markthallenkneipe aufzusuchen, was auch ein Grund dafür war, daß er den Sonntag an sich so sehr haßte, weil ihm nämlich an den Sonntagen der naheliegende Weg aus seiner Wohnung heraus und in die Markthallenkneipe hinein immer durch eine geradezu unmenschliche Ansammlung von Frühstückern, die sich hier immer sonntags wie auf ein Kommando einfanden, verleidet wurde.

Es ist unmöglich, dachte Herr Lehmann, während er völlig sinnlos in der Nähe der Tür stand und den Raum links von ihm und die darin befindlichen Menschen beobachtete, sich hier auch nur zehn Sekunden lang aufzuhalten, dieser Frühstückskram macht alles kaputt, wie er jeden Sonntag alles kaputtmacht, dachte er und blickte der Vollständigkeit halber noch einmal in die andere Richtung, nach rechts, wo es zu den oiletten ging und wo nur wenige Tische standen, die aber, wie zu erwarten, ebenso besetzt waren von Frühstückern, wie überhaupt nach Herrn Lehmanns Beobachtung alle Kneipen der Stadt an den Sonntagen besetzt waren von Frühstückern. Der Frühstücker, dachte er zerstreut, während er einem mageren Mädchen, das er komischerweise gar nicht kannte und das sich mit einem riesigen Tablett an ihm vorbeiquälte, auswich, ist ja der Feind an sich, und es ist sonntags immer Frühstückszeit, dachte er, jedenfalls bis 17 Uhr, auch in der Markt-hallenkneipe, obwohl sie behauptet, auch Restaurant zu sein, was es in diesem Fall nicht besser macht, dachte Herr Lehmann.

Eine Kneipe, die auch Frühstück serviert, sollte sich nicht Restaurant nennen dürfen, dachte Herr Lehmann, während er noch immer nichtsnutzig in der Nähe des Eingangs stand und sich nicht wenig blöd dabei vorkam, es ist unwürdig, wenn Köche, so denn diese sogenannten Restaurants überhaupt richtige Köche beschäftigen, sich mit dem Aufstapeln von Käse- und Wurstscheiben auf Tellern beschäftigen. Und schlimm ist es auch für die Leute hinter dem Tresen, dachte er, die durch die Frühstücker so dermaßen beansprucht werden, daß sie nicht einmal ihre Freunde und Kollegen bemerken, wenn diese in der Nähe des Eingangs stehen und sich nicht zu helfen wissen, dachte Herr Lehmann. Es sollte Pflicht und moralischer Anspruch der Besitzer bzw. Betreiber von Restaurants sein, auch wenn sie Erwin heißen und meinen, jede blöde Mark mitnehmen zu müssen, dachte er, diese Restaurants, auch wenn sie vielleicht nebenher noch Kneipen sind, wogegen an sich nichts zu sagen ist, denn getrunken wird immer, das ergibt ja noch irgendwie einen Sinn, dachte er, von den Frühstückern als solchen freizuhalten, denn das sind die allerunerträglichsten Menschen überhaupt, dachte Herr Lehmann, während er noch immer wie bestellt und nicht abgeholt in der Nähe der Eingangstür stand und nicht weichen wollte, weil er den Frühstückern, die dort alles okkupierten, den Triumph nicht gönnte, ausgerechnet ihn aus der Markthallenkneipe zu vertreiben. Es ist kein Wunder, dachte er, daß einen die eigenen Kumpels nicht wahrnehmen und einem dabei helfen, einen freien Tisch und ein bißchen Ruhe zu finden, wenn sie sich gleichzeitig mit solch einem Frühstückergesocks herumschlagen müssen, wie es hier frei herumläuft.

Warum ist zum Beispiel ein Begriff wie Orangensaft geschützt, so daß nur aus hundert Prozent Orangen hergestellter Orangensaft Orangensaft heißen darf, dachte Herr Lehmann, dem langsam, während er noch immer ratlos in der Nähe des Eingangs stand, die Beine schwer wurden, während der andere Kram je nach Fruchtgehalt aber Orangennektar oder Fruchtsaftgetränk mit Orangengeschmack heißen muß, nicht aber der Begriff Restaurant, obwohl der Begriff Restaurant bei weitem schützenswerter ist als etwa der Begriff Orangensaft, dachte er, vor allem vor den Frühstückern ist der Begriff Restaurant zu schützen, nicht aber der Begriff Orangensaft, das ergäbe keinen Sinn, ging es ihm immer sinnfreier durch den vom Schnapsgebrauch ungewöhnlich verkaterten Kopf, während er noch immer in den großen, wenigstens nicht mit Musik beschallten Raum hineinstarrte, in dem niemand, aber auch niemand Anstalten machte, einen kompletten Tisch zu räumen, was der einzige Ausweg für Herrn Lehmann gewesen wäre, außer der sofortigen Flucht natürlich, die ihm jetzt als das Beste erschien, wäre sie nicht mit Kapitulation und anschließender Ratlosigkeit verbunden gewesen.

Er war in seiner Verzweiflung fast bereit, sich irgendwo dazuzusetzen, das tat er auch an den anderen Tagen der Woche manchmal, aber natürlich nicht an einen Tisch, an dem jemand frühstückte, was nach Herrn Lehmanns Erfahrung nicht nur eine ganz und gar absurde, sondern auch eine unangenehm raumgreifende Tätigkeit war, die aber, das fiel ihm auch jetzt, während er noch immer trotzig in der Nähe des Eingangs stand, wieder auf, für die Frühstücker der ganze Lebensinhalt zu sein schien, sie lebten darin auf, wie sie da andächtig Tellerchen hin- und herschoben, Wurstscheiben auseinanderfieselten, Eier köpften, Salatgarnituren, die gar nicht zum Essen gedacht waren, zusammengefaltet in ihre Münder schoben, Käserinden abschnitten und im Zeitlupentempo Brötchen öffneten, sie aßen nicht nur Unsinn, was an sich schon schlimm genug war, sondern frönten vor allem einem gemeinschaftlichen Ritual, dessen ganzer Sinn darin bestand, davon war Herr Lehmann jetzt überzeugt, ihm den Besuch der Markthallenkneipe unmöglich zu machen.

Das sind ja Wahnsinnige, dachte Herr Lehmann maßlos, während er, wie auf ein Wunder wartend, in der Nähe der Tür inmitten eines unerträglichen Hin und Hers verharrte, belästigt von Leuten, die sich im Vorbeigehen wie sexuell unterzuckert an ihm rieben, obwohl er doch rücksichtsvoll darauf achtete, daß so viel Raum zwischen ihm und dem nächsten Hindernis blieb, daß auch der letzte motorische Idiot Platz zum reibungsfreien Vorbeikommen finden konnte. Frühstück, schon das Wort ist hassenswert, wenn man so darüber nachdenkt, dachte er, was soll das überhaupt heißen, Frühstück, Frühstück, das frühe Stück, wahrscheinlich haben das mal irgendwelche Bauern erfunden, dachte er, während er immer wieder seine Position verändern mußte, um den Frühstückern auszuweichen, die dauernd irgendwo aufstanden und auf dem Weg von irgendwo nach irgendwo, zum Klo und zurück oder wie auch immer, niemals aber das Lokal verlassend, was das einzig akzeptable gewesen wäre, ihn bedrängten, irgendwelche Bauern, dachte er, die sich schon vor Sonnenaufgang irgendwelche Stücke von irgendwas auf ein Messer gespießt in den Mund schieben, bevor sie rausgehen und ihre Knechte verprügeln, dachte er. Aber noch biederer und noch häßlicher als das Wort Frühstück sind die Frühstücker, wollte er sich innerlich nicht beruhigen, während er dort noch immer stand und darauf wartete, daß man ihn bemerkte, was ihm langsam peinlich wurde. Auch Frühstücker sind Menschen, gab er innerlich zu, aber warum müssen sie ihr furchtbares Hobby ohne Scham in die Öffentlichkeit tragen, dachte er, ohne in seiner Rage noch Halt zu finden, sie sind wie Nudisten oder Swinger oder so, dachte er, sie heben fettige Finger, und dann sagen sie Dinge wie »Kann ich noch ein Ei haben« oder »Ich hatte noch einen Milchkaffee bestellt«, dachte Herr Lehmann, und dabei merken sie gar nicht, wie furchtbar das ist. - Sven Regener, Herr Lehmann. Ein Roman. München 2003 (zuerst 2001)

Frühstück (4) Es ist schon wahr und nicht erlogen: wer in der früh seinen guten café au lait austrinkt, dazu ein zwei kipferln, oder wie es die reisenden aus dem septentrio irrigerweise nennen, hörnchen, eintunkt, fühlt sich wie die sonne nach dem bad im chinesischen meer. Die vögel schlagen doppelt so hell, die betauten Spinnweben zwischen farn und rosa canina glänzen wie die zahlreichen geschmeide und kleinen kostbarkeiten der landgräfin Acbal, die frische luft rieselt angenehmst durch die nase in den magen, sagt ›verehrung, lieber café, wie wärs mit einem dezenten rülpser‹ und so weiter und so weiter ..   - H.C.Artmann, Der aeronautische Sindtbart oder Seltsame Luftreise von Niedercalifornien nach Crain. Ein fragment von dem Autore selbst aus dem yukatekischen anno 1958 ins teutsche gebracht sowie edirt & annotirt durch Klaus Reichert. München 1975 (dtv 1067, zuerst 1958)

Frühstück (5) Das Frühstücken auf der Ceres war ganz anders als das Frühstücken auf dem Stern Erde. Die Abart des letzteren war den Ceresianern ganz unbekannt.

Der Körper des Ceresianers ahnt einem großen, drei Meter langen Gummischuh, in dem ganz hinten in der Hacke der kurze Rumpf mit Brust, Armen und Kopf hervorragt. Dieses ahnt der Gestalt der Erdianer durchaus; nur die Hände sind an den Armen viel komplizierter, so dünn und fein wie lange Spinnenbeine. Vor der Brust geht der Gummischuh gleich in weite, oft faltige Ballonform über, und die Spitze des Gummischuhs hat eine stumpfe blanke Metallspitze. Der Ceresianer kann seinen vorderen Gummischuhleib so bewegen und zurückkrümmen — wie ein Erdianer seinen Fleischknochenfuß.

Das Frühstücken auf der Ceres und damit jede Nahrungsaufnahme erfolgt im Fluge. Der Ceresianer empfindet des Morgens das Bedürfnis, seinen Gummischuh langsam aufzublasen, dabei erhebt sich der ganze Körper, und die blanke Metallspitze gibt dem Ballonleibe die Richtung, wenn sie nicht vom Inhaber zurückgekrümmt wird. Läßt sich aber der Ceresbewohner ruhig gehen, so wird die Metallspitze von einem unsichtbaren magnetischen Zentrum, das sich fast täglich an einer andern Stelle befindet, angezogen und am Rande dieses Zentrums ein paar Dutzend Male sehr schnell im Kreis herumgerissen.

Und auf dieser Morgenluftfahrt empfängt der Körper all die Nahrungsstoffe, die er zur Existenz gebraucht. Welcher Art diese Nahrungsstoffe sind, weiß der Ceresbewohner gar nicht; er empfängt durch dieses »Frühstück« eine angenehme Stimmung und eine neue Kraftfülle und kann danach wieder seiner Lieblingsbeschäftigung - dem Bemalen seiner Hohlspiegel — nachgehen.  - Paul Scheerbart, Zack und Sidi und der große Kopf. Eine Ceres-Novelette. Frankfurt am Main 1985 (Polaris 9. Ein Science Fiction Almanach. Hg. Franz Rottensteiner. st 1168. - Zuerst 1912)

Frühstück (6) Topper war sowohl überrascht als auch entzückt, daß ihn bereits das Frühstück erwartete. Es war sehr appetitlich auf einem Tisch aufgebaut; eine Gabel war eifrig damit beschäftigt, Rühreier ins Nichts zu schaufeln - ein schmerzlicher Anblick für Mr. Topper. Als sich die Gabel vom Teller hob und zierlich geneigt vorstieß, beobachtete er mit fasziniertem Blick das erstaunliche Verschwinden ihrer Last. Marion Kerbys Stimme störte seine Betrachtung.

»Setz dich«, sagte sie munter. »Alles wird kalt. Ich konnte nicht warten.«

Die Gabel machte einen kurzen Ausfall in seine Richtung. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte er, auf einen Stuhl sinkend. »Aber bevor ich mit dem Frühstück anfange, beantworte mir eine Frage. Wieso kannst du etwas ins Nichts stopfen und verschwinden lassen?«

»Das ist eine Gabe«, erklärte sie. »Ich schluck es einfach in die vierte Dimension runter, und dort wird es in zusätzliches Ektoplasma verwandelt.«

Mr. Topper versuchte zu lächeln, mußte aber feststellen, daß ihm sehr schnell der Appetit verging.

»Das ist alles klar«, sagte er, »aber das Würgen. Mußt du beim Essen so würgen?«

»Werd nicht beleidigend«, antwortete sie, während die Gabel mitten in der Luft hängenblieb. »Es liegt lediglich daran, daß ich nach der Dusche so heißhungrig bin. Ich bin total ausgehungert. Ich krieg nicht oft was zu essen.«

»Dann laß dich jetzt von mir nicht aufhalten«, drängte Mr. Topper galant. »Nur zu, würg ruhig. Ich bin selber ein bißchen gierig.« Bis auf Eßgeräusche störte mehrere Minuten lang nichts die Ruhe des Raumes. Schließlich jedoch sah sich Mr. Topper, der mit zunehmender Bestürzung auf seine Begleiterin geschaut hatte, gezwungen zu sprechen.

»Entschuldige«, sagte er, »daß ich mich abwende, wenn du deinen Kaffee trinkst. Ich kann mich einfach nicht an den Anblick gewöhnen, das ist ein ganz komisches Gefühl. Jedesmal, wenn du deine Tasse kippst, rechne ich damit, daß der Kaffee über den ganzen Tisch spritzt.«

»Oh, du wirst dich schon noch daran gewöhnen«, antwortete sie aufmunternd.

»Ich trag kein Lätzchen mehr«, bemerkte er. »Aber ich verschütte nie was«, beruhigte sie ihn. »Genau das ist es«, erwiderte er. »Es wäre viel natürlicher, wenn du es tätest.«

Er hatte gerade den nächsten Bissen im Mund, als eine neue Befürchtung seine Aktivitäten störte.

»Wie«, wollte er wissen und schluckte schnell, »hast du es geschafft, dieses Frühstück hier aufs Zimmer zu schaffen?« »Ich hab danach telefoniert«, antwortete sie. Mr. Topper schoß von seinem Stuhl hoch. »Mein Gott!« rief er. »Sie werden denken, ich hatte die ganze Nacht über eine Frau auf meinem Zimmer.« »Setz dich«, befahl sie. »Und sei nicht so nervös, sonst verschütt ich doch noch meinen Kaffee. Ich hab deine Stimme absolut perfekt nachgeahmt. Ich hab mich sogar ausgesprochen damenhaft benommen.«

Als Mr. Topper seinen Platz wieder einnahm, begann Marion Kerby zu lachen. »Was ist?« fragte er.

»Ich hab einen Fehler gemacht«, antwortete sie. »Ich sagte dem Jungen, er solle das Tablett draußen vor der Tür abstellen, aber als ich es holte, war er noch da. Na ja, du kannst dir wohl vorstellen, wie verblüfft er war, als das Tablett anscheinend von ganz allein hereinglitt.«

»Nur zu lebhaft«, sagte Mr. Topper. »Er sah total verwirrt aus«, fügte sie hinzu. - Thorne Smith, Topper.  Frankfurt am Main 1986 (Fischer Bibliothek der phantastischen Abenteuer 2714, zuerst 1926)

Frühstück (7) »Man hat sie in Huy aus der Maas gefischt. Das heißt, etwa hundert Kilometer von hier entfernt. Schon vor fünf Tagen. Man hat nicht sofort daran gedacht, daß ich die belgische Polizei um Auskünfte gebeten hatte. Ich werde es Ihnen vorlesen.«

»Darf man eintreten?«

Es war das Zimmermädchen mit dem Kaffee und den Hörnchen.

Als sie wieder gegangen war, fuhr Machère fort: »26. Januar 19...«

»Nein, mein Lieber, ersparen Sie mir das.«

»Nun, es scheint fast sicher, daß sie ermordet worden ist. Es ist sogar ganz sicher. Hören Sie.

›Soweit man feststellen kann, muß die Leiche drei Wochen bis einen Monat im Wasser gelegen haben. Ihr Zustand.. .‹«

»So genau will ich das nicht wissen«, brummte Maigret, der zu frühstücken begonnen hatte. »Diese Schilderung interessiert mich nicht.«

»Sie umfaßt eine ganze Seite. Doch, wenn Sie es nicht hören wollen... Jedenfalls eins steht fest: Germaine Piedboeuf war schon lange tot, als sie ins Wasser geworfen wurde. Der Arzt sagt: mindestens zwei bis drei Tage.«

Maigret tauchte sein Hörnchen in den Kaffee, aß und blickte dabei so unverwandt auf das Fenster, daß Machère glaubte, er hörte gar nicht zu.

»Interessiert Sie das auch nicht?«

»Fahren Sie fort!«

»Es folgt ein genauer Bericht über die Autopsie. Soll ich? Nein? Nun, ich werde wenigstens das Interessanteste vorlesen.

Der Schädel der Leiche war völlig zertrümmert, und die Ärzte glauben versichern zu können, daß ein Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, einem Hammer oder einer Eisenstange den Tod bewirkt hat.«

Maigret stieg schwerfällig aus dem Bett und betrachtete sich einen Augenblick im Spiegel, ehe er seine Wangen mit dem Pinsel einzuseifen begann. Während er sich rasierte, las Inspektor Machère noch einmal den mit Schreibmaschine geschriebenen Bericht durch, den er in Händen hielt.

»Finden Sie das nicht seltsam? Ich meine, daß die Leiche erst zwei oder drei Tage nach dem Mord ins Wasser geworfen worden ist? Ich werde noch einmal zu den Flamen gehen müssen.«

»Haben Sie die Liste der Kleidungsstücke, die Germaine Piedboeuf trug?«

»Ja. Moment! Schwarze ziemlich abgenutzte Schuhe, schwarze Strümpfe, rosa Wäsche von schlechter Qualität, ein schwarzes Wollkleid ohne Firmenzeichen.«

»Ist das alles? Kein Mantel?»

»Stimmt ja!«

»Es war der 5. Januar. Es regnete und war kalt.«

Machères Gesicht verfinsterte sich. Kopfschüttelnd murmelte er: »Merkwürdig. Sie stand sich mit den Peeters' nicht so gut, daß man sie aufgefordert hätte, ihren Mantel abzulegen, aber andererseits wüßte ich nicht, warum ihr der Mörder den Mantel ausgezogen haben sollte. Wenn, dann hätte er sie doch wohl splitternackt ausgezogen, um die Identifizierung zu erschweren.«

Maigret wusch sich laut prustend, und das Wasser spritzte bis zu dem Inspektor hin, obwohl der in der Mitte des Zimmers stand. - Georges Simenon, Maigret bei den Flamen. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 79, zuerst 1932)

Frühstück (8)   Der Scharfrichter hat der Deliquentin die Hände gebunden und auf die Leiter gezogen, hierauf angefangen sie zu schrauben und auf alle Puncta so geschraubet, dass ihr das Herz im Leibe zerbrechen mögen, und sey keine Barmherzigkeit da gewesen. 2) Und ob sie gleich bei solcher Marter nichts bekennet, habe man doch ohne rechtliches Erkenntniss die Tortur wiederholet und der Scharfrichter ihr, da sie schwangeres Leibes gewesen, die Hände gebunden, ihr die Haare abgeschnitten und auf die Leiter gesetzt, Branntwein auf den Kopf gegossen und die Kolbe vollends wollen abbrennen. 3) Ihr Schwefelfedern unter die Arme und an den Hals gebrannt. 4) Sie hinten hinauf rückwärts mit den Händen an die Decke gezogen. 5) Welches Hinauf- und Niederziehen vier ganze Stunden gewährt, bis sie (die Richter) zum Morgenbrote gegangen. - Nach  (hel)

Frühstück (9)  Studer starrte gedankenverloren zum Fenster hinaus, streckte die Hand aus, erwischte statt des Kaffeekännlis die Karaffe mit dem Kirsch, goß seine Tasse voll, führte sie zum Mund und merkte den Irrtum erst, als er die Tasse schon geleert hatte. Er sah auf, begegnete dem Grinsen des Kellners, grinste freundlich zurück, zuckte mit den Achseln, hob die Karaffe noch einmal, z'Trotz, leerte den Rest des Schnapses in seine Tasse und begann eifrig zu schreiben. - Friedrich Glauser, Die Fieberkurve. Zürich 1989 (zuerst 1937)

Frühstück (10)

- Till Mette

Frühstück (11)   Selbst während sie frühstückten, umschlang sie ihn mit den Beinen und biß wie ein junger Hund in seine Hand, die den Löffel hielt oder die Zuckerdose heranzog. »Du bist wie ein Papagei auf seinem Ast«, sagte er lachend zu ihr, indem er seine Hand in ihrer langen, wie Wasser dahinfließenden Mähne versenkte, »immer mit den Zehen und dem Schnabel irgendwo angekrallt«. Darüber wurde aus dem spielenden Beißen ein wirklicher Biß. Er preßte sie an sich und drückte seine Nägel in ihr Fleisch mit einer Spur von Wahnsinn, in dem der Geschmack des Blutes aufstieg.  - Julien Gracq, Ein Balkon im Wald. Frankfurt am Main 1960 (zuerst 1958)

Frühstück (12)  «Ich bin geil, hörst du? Ich bin so geil, daß ich ihn abbeißen könnte. Schieb ihn ganz hinein, härter, noch härter, brich deinen großen Pint ab und laß ihn dort drin. Ich bin geil, sage ich dir ...»

Gewöhnlich wachte ich nach diesen Touren deprimiert auf. Wenn ich sie völlig angekleidet und mit diesem harten, verkniffenen, sarkastischen Alltagsausdruck um den Mund sah, sie am Frühstückstisch gleichgültig betrachtete, weil es nichts anderes anzusehen gab, dann fragte ich mich manchmal, warum ich nicht eines Abends mit ihr spazierenging und sie einfach vom Ende eines Hafendamms ins Wasser stieß. - Henry Miller, Sexus. Reinbek bei Hamburg 1980  (zuerst 1947)

Frühstück (13)  

- N. N.

Frühstück (14)  

Frühstück

Zwanzig Spatzen
auf

einem Fladen
Mist:

Leben und
leben lassen.

 - (wort)

Mahlzeit
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

 

VB
Synonyme