Froschkonzert  Kaum hatte Margarita das feuchte Gras berührt, da, schallte die Musik unter den Weiden lauter, und lustiger sprühten die Feuerfunken. Unter den Weidenzweigen mit den im Mondlicht sichtbaren puschligen Kätzchen saßen in zwei Reihen dickmäulige Frösche und spielten, sich wie Gummibälle aufblasend, auf Holzflöten einen bravourösen Marsch. Vor den Musikanten hingen an den Weidenruten faulige Holzstücke und beleuchteten die Noten, und auf den Froschmäulern blinkte der Widerschein des Feuers.

Der Marsch wurde zu Ehren Margaritas gespielt. Man bereitete ihr einen überaus feierlichen Empfang. Die durchsichtigen Wassernymphen unterbrachen ihren Reigen überm Fluß und winkten ihr mit Wasserpflanzen zu, und weit übers öde grünliche Ufer klang ihr stöhnender Begrüßungssang. Hinter den Weiden sprangen nackte Hexen hervor, stellten sich in einer Reihe auf und sanken in tiefen Hofknicksen zusammen. Ein ziegenbeiniger Kerl flog herbei, berührte niederkniend Margaritas Hand, wobei er sein Seidengewand im Gras ausbreitete, und erkundigte sich, ob die Königin gut gebadet habe, dann empfahl er ihr, sich niederzulegen und zu entspannen.

Margarita befolgte den Rat. Der Ziegenbeinige brachte ihr ein Glas Champagner, sie leerte es, und gleich wurde ihr warm ums Herz.  - (meist)

Froschkonzert (2)

- Tomi Ungerer

Froschkonzert (3) Von dem kleinen Pavillon in der Mitte des Lotosteiches konnte er den ganzen in Mondlicht getauchten Garten überblicken. Er lauschte aufmerksam. Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete er den Toten im Bambusstuhl und das Heft des Messers, das aus seiner Brust ragte. Nur wenige Tropfen Blut sickerten auf das graue Tuch seines Gewandes. Der Mann hob einen der Porzellanbecher hoch, die neben dem Weinkrug aus Zinn auf dem runden Tisch standen, und leerte ihn in einem Zug. Dann sagte er leise zu der Leiche: »Ruhe in Frieden! Wenn du nur ein Dummkopf gewesen wärst, hätte ich dich wahrscheinlich verschont. Aber da du ein Dummkopf warst, der sich einmischte...«

Er zuckte die Achseln. Alles war gutgegangen. Es war nach Mitternacht; niemand würde zu diesem einsam gelegenen Landhaus am Rande der Stadt kommen. Und in dem dunklen Haus am anderen Ende des Gartens rührte sich nichts. Er untersuchte seine Hände - es war kein Blut daran zu sehen. Dann bückte er sich und betrachtete prüfend den Fußboden des Pavillons und den Stuhl, auf dem er dem Toten gegenüber gesessen hatte. Nein, er hatte keine Spuren hinterlassen. Er konnte jetzt gehen, alles war sicher.

Plötzlich vernahm er ein plumpsendes Geräusch hinter sich. Er wirbelte erschrocken herum. Dann stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus; es war nur ein großer grüner Frosch. Er war aus dem Teich auf die Marmorstufen des Pavillons gesprungen. Nun saß er da und sah ihn feierlich mit seinen vorstehenden, blinkenden Augen an.

»Du kannst nicht sprechen, Bastard!« bemerkte der Mann höhnisch. »Aber ich will doppelt sichergehen!« Indem er dies sagte, versetzte er dem Frosch einen heftigen Tritt, der ihn gegen das Tischbein schleuderte. Die langen Hinterbeine des Tieres zuckten, dann lag es still. Der Mann nahm den zweiten Weinbecher auf, den, aus dem sein Opfer getrunken hatte. Er betrachtete ihn prüfend und steckte ihn in seinen weiten Ärmel. Nun war er so weit. Als er sich zum Gehen wandte, fiel sein Blick auf den toten Frosch.

»Geh zu deinen Kameraden!« sagte er verächtlich und stieß ihn ins Wasser. Mit einem Plumps fiel er zwischen die Lotos-pflanzen. Auf einmal zerriß das Quaken von Hunderten erschreckter Frösche die Stille der Nacht.  - Robert van Gulik, Richter Di bei der Arbeit. Zürich 1990

Froschkonzert (4)
 

Frosch Konzert

 

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