rosch, toter «Mein. Gott.» Sagte sie. «Ich hatte einen Orgasmus!»
«Du auch?»
«Im Ernst. Gestern nacht war keiner da.»
Sie hatte gestöhnt, gestern nacht, mit den Augen gerollt. Hatte mitunter
galvanisch gezuckt wie ein Dutzend toter Frösche unter Strom. Ich schwörs. Wenn
man sich darauf nicht verlassen kann, worauf? Frauen mit Orgasmus-Problernen
nerven. Könnten sichs ja, wenn alles nichts hilft, selber machen, und die es
nicht mal selber schaffen, haben nicht genug an sich gearbeitet, basta. Mist.
Half alles nichts. Mein Selbstwertgefiihl blieb beschädigt. - Helmut Krausser, Schweine und
Elefanten. Reinbek bei Hamburg 1999
Frosch,
toter (2) Nach einer Regennacht liegen die toten Frösche
auf der Straße. Er hämmert sich diesen Satz ein und dämmt mit ihm die anderen
Worte. Manchmal zweifelt er, ob dies unter seinen Schuhen ein Frosch oder nur
zerfahrener Mist sei. Am Festtag hält der Wcgmacher mit seiner Schaufel Rast;
am nächsten Tag schon wird es beschwerlich sein, die getrockneten Frösche vom
Asphalt abzukratzen und in den Karren zu schaufeln. Nachts sind sie zu sehen,
wie sie in dem Scheinwerferlicht mit den plumpen Sprüngen, die ihnen die Natur
auf den Weg mitgegeben, über die Straße hinschnellen, welche für eine Unzahl
von Fröschen kein Ufer hat. Ihre Haltung, wenn sie zersprenkelt und zerdärmt
hierhin und dorthin verstreut sind, ähnelt jener des Bergsteigers in einer senkrechten
Wand. Der rechte Arm des Mannes ist auf vielen Bildern über den Kopf in eine
Felsrinne geklammert, der linke Arm, schief zum rechten, sucht einen Halt für
den in die Füße sickernden Körper; ein Bein ist angeknickt und zum Bauch aufgehoben;
das andere Bein stampft frei in die Luft über dem Asphalt, den der Scheinwerfer
des nahenden Autos nach dem Regen spiegelnd und abgründig macht. Die Felswand
ist senkrecht; die Straße ist waagrecht. Noch hängt der Mann in der Felswand;
der Atem pumpt und entpumpt den lappigen Hals; in seiner Not harkt er mit der
Spitze des Schuhs einen morschen Stein aus dem Felsen, der die schlafenden Vögel
erschreckt, so daß sie quäkend und krähend aus ihren Felslöchern flattern. Wenn
das nächste Licht dann ihn einfängt, reckt er sich auf und brüllt den lautlosen
Schrei aus dem knotigen Maul als das Zeichen, was mit ihm getan wird. -
Peter Handke, Die Hornissen. Frankfurt am Main 1977
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