riedensstifter    In dem Schloßhofe entstund ein großes Geschrei, und als wir die Fenster eröffneten, waren es zwei Dienstmägde, die miteinander zankten und haderten, daß es taugte. »Es ist erlogen,« sagte die erste, »du hast es getan, du hast es getan.« - »Was ?« sagte die andere, »du Plundervieh, du Hexenvieh, du Couranie, du hast es getan !« - »Du lügst es in deinen Hals hinein,« replicierte die erste hinwider, »du Schandbalg, du Rabenstück, du ausgedörrte Commißhure, du hast es getan!« Darauf schrie die andere entgegen: »O du aller Hurenkinder Großmutter, du Generalhure, du Feldhure, du Soldatenhure, du hast es getan!« Die erste rufte mit unter: »Du Studentenhure, du Erzhure, du Galgenhure, du Handwerkskerlnhure, du Bauernhure, du aller Huren Hur, du Diebin, du Vettel, du Teufelshure, du hast es getan, du hast es getan, du hast es getan und kein andrer Mensch!«

»O du Sternhure,« schrie die andere ganz zornig, »ich schlage dir die Schlüssel um den Kopf, du Totengräbershure, du Henkershure! Stundest du denn nicht dabei, du Aas, du Frosch, du Ding auf der Erd?« »Däßti der Teufel hol!« antwortete die erste, »komm her, hast du das Herz, du Gauklershure, du Bubenhure, du der ganzen Welt Hure!« Hiermit schlugen sie die Schlüssel, welche sie an den Seiten trugen, hurtig um die Köpfe und griffen endlich gar in die Haare, daß ihnen die Haube samt dem Zopf von dem Kopfe fiel. Isidoro befahl seinem Schreiber, nachdem sie sich eine Weile würden miteinander herumgezauset haben, sollte er mit seinem spanischen Rohr Fried machen und sie voneinander reißen.

Solchergestalt überwurfen sich die beide Mägde, daß ihnen der Rock samt dem Hemd über dem Kopf zusammenschlug und sie uns gar oft den bloßen Hintern anzusehen gaben. Als sie aber letztens um die Messer griffen, schlug der Schreiber wacker auf sie los, und: »Ihr verfluchte Corporalshuren,« sagte er, »wer heißt euch hier einen solchen Tumult anfangen?« Aber die Mägde sprangen voll Zorn und Widerwillen über den Schreiber her, rissen ihm erst den Überschlag von dem Hals hinweg, hernachmals kriegten sie ihm das Rohr aus der Hand, und ist nicht zu beschreiben, wie artig sie ihn unter sich gekriegt. Und dergestalten zog eins das andere in dem Schnee herum wie drei in den Pflug gespannte Ochsen. Es schien fast, als sollte der Schreiber die meiste Schläge davontragen, derowegen kamen zwei andere Diener zu Hülfe, und als der Schreiber wieder emporgekommen, prügelte er erst nach Vermögen und Kräften zu, und ich glaube, er hätte es zuvor getan, so ihn nur nicht die zwei Mägde so grausam bei der Cartausam gehalten hätten. Derohalben brachte er anitzo ein, was er zuvor versäumen müssen, und er gab ihnen viel mehr Streiche, als sie ihm Haar aus dem Kopf gerissen.

»Ihr nichtswürdige Hagelshuren,« sagte er im Zorn, »nun will ich euch lehren, wie man soll mit meinesgleichen umgehen. Wer heißet euch mich so in die Klauen nehmen? Der Teufel soll euch über das Schloß da wegholen. Ich will euch zerklopfen, daß es gut heißet. Haben mich die Äser nicht zerrauft und zerkratzet? Heißet das die Reputation in acht genommen, einen Schreiber so erschrecklich zuzurichten? Wartet, ihr eingefleischte zwei Teufel, ich will euch zurichten, wie der Henker und seine Jungen!« Und unter währenden solchen Worten schmiß er immer nach allen Leibeskräften auf die Mägde los, welche endlich wie die Katzen zu schreien anfingen, denn das spanische Rohr war schon in kleine Stücken und fast bis zu dem Handknopf hinunter zerschmissen. Und als er aus der Ursach nicht mehr zuschlagen konnte, stieß er ihnen das übrige Trumm noch ins Genicke und mattete sich dergestalten ab, daß er schwitzte wie ein Bär, der allgemach eine halbe Stunde in der Hatze gewesen. - Johann Beer, Die teutschen Winter-Nächte & kurzweiligen Sommer-Täge. Frankfurt am Main 1985 (it 872, zuerst 1682)

Friedensstifter (2)  Unser Vorfahre, Mengenwan, war zunächst kein Kämpfer. Er ging nicht aus, um die Menschen von anderen Dörfern zu überfallen und zu töten. Nein. Er war ein Mann von einem ganz anderen Schlag. Wenn die von anderen Dörfern Krieg führen wollten, hat er Freundschaften gemacht. Er war vorsichtig, ruhig, und im Schließen der Bündnisse bewandert. Wie hat er das gemacht? Mengenwan hatte einen riesengroßen Penis. So einen wie mein Arm. Er trug nicht die gewöhnliche Schambedeckung, wie wir sie trugen, bevor wir die Hosen angezogen haben. Beim Fest hast du es gesehen, man steckt einige lagi- Blätter hinter den Gurt, die dann herunterhängen und den Penis bedecken. Mengenwan machte es anders, er hatte ein ganzes Bündel Blätter direkt an seinen Penis gebunden. Mit seiner Frau Nambangendawa stieg er in sein Kanu und fuhr in der ganzen Gegend herum; sie saß am Heck und steuerte, er stand vorne aufrecht, Speer in der Hand und ein Bündel Blätter an seinem Penis. Er ließ sich nicht abhalten, wenn ein Dorf ihm feindlich gesonnen war; gerade in so ein Dorf ist er einfach hingefahren. Er sagte seiner Frau, sie solle Essen zubereiten. Er gab ihr Blätter, die er an seinem Penis trug, damit sie den Fisch oder was sie auch gekocht hat, darin einpackt. Sie hat das Essen in diese Blätter eingewickelt, gekocht, und in den fremden Dörfern verteilt: »Hier, ein Fisch! Eßt davon!« Sie gab es ihnen mit einem Sagofladen und sie aßen. Das hat sie friedlich gestimmt. - Märchen der Yatmul in Papua-Neuguinea, nach: Claudia Schmölders, Die wilde Frau. Köln 1983

Friedensstifter (3)  

 

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