reundschaftsdienst Mein
Freund Phares lebte als Straßenräuber zwischen Jericho und Jerusalem. Auf dieser
Straße kam eine Weinfuhre des römischen Kaisers vorbei, die er dem Vierfürsten
Herodes als Geschenk sandte, darunter war auch ein Faß roten Capriweines, ein
unbezahlbarer Wein. Eines Abends sprach ich mit Phares hier an dem Ort, wo wir
jetzt sind. ›Ich würde mein Herzblut dafür geben, wenn ich diesen roten Wein
des Vierfürsten trinken dürfte‹, sagte ich. Darauf erwiderte er: ›Um meiner
Liebe willen, die ich für dich hege, und um dir zu zeigen, daß ich kein schlechterer
Mensch bin als du, werde ich den Aufseher der Fuhre töten und das Faß mit dem
roten Wein unter der und der Zeder im Gebirge vergraben, und du und ich, wir
beide trinken den Wein des Vierfürsten.‹ Er hat das auch wirklich so ausgeführt,
aber als er nach Jerusalem kam, um mich aufzusuchen, wurde er von einem der
Fuhrleute, der entwischen konnte, wiedererkannt, und er kam ins Gefängnis und
wurde zum Kreuzestod verurteilt. - (
blix
)
Freundschaftsdienst
(2) «Als Beispiel für die richtige Art, Freunden einen
Dienst zu erweisen, gab Herr K. folgende Geschichte zum besten. <Zu einem
alten Araber kamen drei junge Leute und sagten ihm: Unser Vater ist gestorben.
Er hat uns siebzehn Kamele hinterlassen und im Testament verfügt, daß der älteste
die Hälfte, der zweite ein Drittel und der Jüngste ein Neuntel der Kamele bekommen
soll. Jetzt können wir uns über die Teilung nicht einigen; übernimm du die Entscheidung!
Der Araber dachte nach und sagte: Wie ich sehe, habt ihr, um gut teilen zu können,
ein Kamel zu wenig. Ich habe selbst nur ein einziges Kamel, aber es steht euch
zur Verfügung. Nehmt es und teilt dann, und bringt mir nur, was übrigbleibt.
Sie bedankten sich für diesen Freundschaftsdienst, nahmen das Kamel mit und
teilten die achtzehn Kamele nun so, daß der älteste die Hälfte, das sind neun,
der Zweite ein Drittel, das sind sechs, und der Jüngste ein Neuntel, das sind
zwei Kamele bekam. Zu ihrem Erstaunen blieb, als sie ihre Kamele zur Seite geführt
hatten, ein Kamel übrig. Dieses brachten sie, ihren Dank erneuernd, ihrem alten
Freund zurück-> Herr K. nannte diesen Freundschaftsdienst richtig, weil er
keine besonderen Opfer verlangte.» - Bertolt Brecht, nach: Willy Hochkeppel,
Denken als Spiel. München 1973 (dtv 965)
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