reundin, dicke  Die Barrucci bittet, um der Gesellschaft einen Gefallen zu tun, ihre dicke Freundin, uns doch bitte ihren Hintern zeigen zu wollen, der, wie sie sagt, sehr schön sei! Die Freundin zögert, ohne doch allzu verdutzt zu sein. Sie ziert sich eine Weile und meint, sie sei nicht in Stimmung; sie sei - Herrgott nochmal - durchaus bereit, ihn uns einzeln zu zeigen, aber auf diese Weise als Zeremonie wirke es doch ein bißchen albern.   - (gon)

Freundin, dicke ⁽²⁾   Für Aljona sind all meine Worte widerlich, das merke ich. Zum Beispiel eine ganz normale Frage wie: «Ist er sympathisch?», wenn sie mir früher in der achten Klasse in einem Anfall jugendlichen Leichtsinns aus purem Zufall etwas über ihre Freundin Lenka und deren Liebesgeschichten ausplauderte. Die Frage «Ist er sympathisch?» provozierte bei ihr Starrkrampf und Haßausbruch, auch wenn ich nur meinte, daß ihre Lenka eine Stute ist, der das Fell noch nicht gegerbt worden war, und daß das sehr nötig sei, wer kam nur auf die Idee, so eine Dampfwalze zu umarmen, die mit Vierzehn schon nach Soldatenschweiß stank, Schuhgröße vierzig hatte, einen Pony wie eine Stiefelbürste, der bereits ein Schnurrbart wuchs und zwei stämmige Balken unter dem dicken Hintern baumelten. Meine Aljona aber (damals hießen alle Mädchen Aljona, so wie heutzutage alle Katja) vergötterte diesen schnurrbärtigen Schmied Lenka, ständig führte sie ihren Namen im Mund, und sogar bei dem schlechten Verhältnis, das wir beide seit Aljonas vierzehntem Lebensjahr hatten (geh weg, laß mich, hau ab, und dazu die barsche Reaktion «Du hast wohl einen Riß in der Schüssel») - sogar bei diesem unserem Verhältnis erzählte sie mir manchmal in stillen Augenblicken entzückt Legenden von Lenka, bis zu meiner Frage: «Ist er sympathisch?»

«Wie meinst du das?»

«Ich meine, ob er wenigstens sympathisch ist.»

«Was soll das heißen?»

Ich stockte, aber dann konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen: «Na, ich meine, wer will schon so ein Elefantenweib?»  - Ljudmila Petruschewskaja, Meine Zeit ist die Nacht. Aufzeichnungen auf der Tischkante.  Berlin 1991 (zuerst 1990)