Fremd werden   Es stößt mir wohl zu, daß ich mir plötzlich vorkomme als ein wie aus allen Himmeln Gestürzter, daß ich einen Baum, eine Blume, besonders eine Hecke mit fremden Augen und maßlosem Erstaunen, mit einer betroffenen Bangigkeit anblicke und ängstlich zu mir spreche: was ist das?

Ich liege an dem besonnten Abhang eines Hügels und in der Ferne glänzt ein Strom - da fällt mein Blick von den Wolken und Schwalben fort auf die vanilleduftenden Strahlenblüten einer Fetthenne. - Und plötzlich schiebt es sich wie eine Wand zwischen mich und die geschauten Dinge, daß ich sie nun als etwas Nie-Gesehenes, Unüberbrückbar-Fremdes, nie zu deuten Wunderbares ansehen muß. Die Namen, die wir über sie geworfen haben, verfliegen, und ich stehe nun den Namenlosen gegenüber - einsam, unausdenkbar verlassen, in einer unerhörten Welt, von einem rätselhaften Grauen gepackt: was ist das?   - Gustav Sack, Ein verbummelter Student. Stuttgart 1986 (zuerst 1918)

Fremdheit

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