reiraum
Obwohl die meisten Denker für eine Beschränkung der Handlungsfreiheit
eintraten, um Schaden von anderen abzuwenden, forderten sie mit gutem Grund,
einen gewissen persönlichen Freiraum unter allen Umständen zu garantieren. Die
Wahrung eines solchen Intimbereichs ermögliche
erst die Entfaltung des Menschen in seiner ganzen Eigenwilligkeit - und damit
seine Würde. John Stuart Mill vertrat die Auffassung, die Zivilisation selbst
hänge von diesen Grundsätzen ab, denn ohne freien Gedankenaustausch komme die
Wahrheit nicht ans Licht, gebe es keinen hinreichenden Raum für Spontaneität,
Originalität, Widerspenstigkeit, woraus der Geist und das Denken schöpften.
Aus Vielfalt würde Konformität, die nur »beschränkte und bornierte, verkrampfte
und verkrümmte Menschen« hervorbringe. Mill ging noch einen Schritt weiter:
»Alle Irrtümer, die ein Mensch wider besseren Rat und Warnung begehen kann,
sind bei weitem nicht so schlimm wie Verhältnisse, in denen andere ihn zu etwas
zwingen können, das sie für gut halten.«
- Ilija Trojanow, Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit. München 2009
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