reak
Die Telefonfreaks
bildeten ein
bizarres Völkchen:
sozial fast
ebenso unangepaßt
wie technisch
perfekt, getrieben
von einem zwanghaften
Bedürfnis,
alles nur Mögliche
über das Objekt
ihrer Begierde
herauszufinden.
Ein berühmter,
blinder Freak
namens Joe
Engressia entdeckte
das Telefon
schon als kleines
Kind; im Alter
von acht Jahren
konnte er so
exakt pfeifen,
daß er genau
den 2600-Hertz-Signalton
von AT&T
traf. Joe verwendete
seine Lippen
als blue box.
Nach dem College
vervollständigte
er unermüdlich
sein Wissen
über die Telefongesellschaft
und führ mit
dem Bus kreuz
und quer durchs
Land, um an
Besichtigungen
örtlicher Büros
und Einrichtungen
der Gesellschaft
teilzunehmen.
Er wurde herumgeführt,
durfte alles
anfassen und
lernte neue
Aspekte des
Telefonsystems
kennen. Joes
Ziel war nicht,
die Telefongesellschaft
finanziell
zu überlisten,
er wollte nur
dort arbeiten.
Doch er hatte
sich einen
Namen als Freak
gemacht, und
deshalb war
die Gesellschaft
trotz seines
riesigen Wissens
nicht zu bewegen,
ihn einzustellen.
Schließlich
gab ihm Mountain
Bell in Denver
doch einen
Job als Störungssucher
in ihrem Netzwerkzentrum,
und sein Pfeifen
ward nicht
mehr gehört.
Sein Wunsch,
zum System
dazuzugehören,
war in Erfüllung
gegangen. -
Katie Hafner,
John Markoff,
Cyberpunk.
Die Welt der
Hacker. Düsseldorf
1993 (zuerst
1991)
Freak (2) Ich hörte den Freaks zu. Hörte Lester
zu, der uns erzählte, wie er in ein Haus einbrach, auf irgendeine Frau stieß,
die ein Bad nahm. Setzte ihr die Knarre an den Kopf, ließ sich einen lutschen.
Dann stöpselte er ihren Haarfön ein, schmiß ihn ins Wasser. Ich verzog keine
Miene, ging einfach weg.
Lester griff sich einen jungen Kerl, der grade reingekommen war. »Scheiße
auf meinem Schwanz oder Blut an meinem Messer«, erklärte er dem Bengel und lächelte
sein Lächeln. Die nächste Nacht strich ich ihn von der Anwesenheitsliste.
Er sah mich nicht mal kommen. Ich erwischte ihn rückhändig mit einer scharfgeschliffenen
Feile im Bauch, riß sie hoch bis zu seiner Brust. Ich ließ die Feile auf seinen
Körper fallen, marschierte weg. Ein paar Jungs sahen es - niemand sagte irgendwas.
Ich ließ sie glauben, es wäre wegen einer Spielschuld. -
Andrew Vachss, Bluebelle. Berlin und Frankfurt am Main 1991