rauenporträt
Um uns zu zeigen, wie ein Akt aussehen sollte, holte er ein riesiges
Bild hervor, das er vor kurzem fertiggestellt hatte. Es war ein Bild von ihr,
ein von einem schuldbewußten Gewissen inspirierter, prächtiger Racheakt. Das
Werk eines Verrückten - boshaft, kleinlich, hämisch, brillant. Man hatte das
Gefühl, er habe sie durchs Schlüsselloch beobachtet, sie in einem unbewachten
Augenblick festgehalten, als sie gedankenverloren in der Nase bohrte oder sich
am Hintern kratzte. Sie saß dort auf dem Roßhaarsofa, in einem Zimmer ohne Ventilation,
einem riesigen, fensterlosen Zimmer. Es hatte ebensogut der Vorderlappen der
Zirbeldrüse sein können. Hinter ihr verlief die zum Balkon führende Zickzacktreppe;
sie war mit einem Teppichläufer bedeckt, gallengrün, von einem solchen Grün,
wie es nur ein erloschenes Universum hervorbringen konnte. Das Auffälligste
waren ihre Hinterbacken, die schlaff und grindig waren; sie schien ihren Hintern
ein wenig vom Sofa gelüftet zu haben, als wollte sie einen lauten Furz lassen.
Ihr Gesicht hatte er idealisiert; es sah lieblich und jungfräulich aus, rein
wie ein Hustenbonbon. Aber ihr Busen war gedunsen, geschwellt von Faulgas; sie
schien in einem Menstruationsmeer zu schwimmen, als ein vergrößerter Fötus mit
dem dummen Sirupblick eines Engels. -
(krebs)
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