rauenkopf

Medusa (nach der Bekanntschaft mit Perseus)

- Caravaggio

 Frauenkopf (2)

Medusa

- Franz von Stuck

 Frauenkopf (3)

- Apollonia Saintclair

 Frauenkopf (4)  «O nein», sagte er giftig. «Sie nehmen schön Ihren schmierigen Koffer, und zwar ohne weitere Ausreden. Ich sage Ihnen, ich habe ihn 'runterfallen sehen.»

«Mäßigen Sie Ihre Sprache», begann der Schutzmann, als er plötzlich merkte, daß der Mann vom Straßendienst den Koffer recht merkwürdig anstarrte und ihm Zeichen machte. «Nanu», fuhr er fort, «was ist denn los mit dem — schmierigen Koffer? So nannten Sie ihn doch, nicht wahr? Zeigen Sie mal her, ich möchte mir das Ding mal ansehen, Sir, wenn Sie nichts dagegen haben.»

«Ich habe nichts damit zu tun», erklärte Walters und händigte ihn dem Schutzmann aus. «Ich habe ihn 'runterfallen sehen und — » Seine Stimme versagte plötzlich, und er starrte wie gebannt auf eine Ecke des Koffers, wo etwas Feuchtes, Dunkles langsam durchsickerte. Gräßlich!

«Haben Sie diese Ecke hier bemerkt, als Sie ihn aufhoben?» fragte der Schutzmann. Er tappte behutsam mit dem Finger darauf und besah ihn sich hinterher.

«Ich weiß nicht — nein — nicht besonders», stammelte Walters. «Ich habe nichts bemerkt. Vielleicht — vielleicht ist er geplatzt, als er auf die Straße prallte.»

Der Schutzmann prüfte schweigend die geplatzte Naht. Dann wandte er sich eilig um und scheuchte ein paar junge Frauen fort, die stehengeblieben waren. Der Mann vom Straßendienst trat neugierig näher und fuhr dann zurück. Es wurde ihm beinahe übel.

«O Gott!» ächzte er. «Es ist ja lockig — Frauenhaar.»

«Ich bin's nicht», schrie Simpkins. «Ich schwöre bei Gott, daß er mir nicht gehört. Der Mann versucht, ihn mir aufzuhalsen.»

«Ich?» stieß Walters hervor. «Ich? Sie gemeiner, brutaler Mörder, ich sage Ihnen doch, ich habe ihn von Ihrem Gepäckträger fallen sehen. Kein Wunder, daß Sie ausrissen, als Sie mich kommen sahen. Verhaften Sie ihn, Herr Wachtmeister.  —»  - Dorothy Sayers, Die Katze im Sack. München und Bern 1979

 Frauenkopf (5)  In den Schaubuden wird manchmal ein Frauenkopf gezeigt, der den Namen »Stella« trägt. Auf manchen Jahrmärkten kommen viele »Stellas« zusammen, und der Zuschauer, dem davon schwindlig wird, sieht eine Welt abgeschnittener Köpfe, die zu leben scheinen, und der Gedanke fällt ihm schwer, ob es Köpfe sind, die zu anmutigen und stattlichen Frauenkörpern gehören. Oder ob es Köpfe sind, die so geboren wurden, sozusagen schwachsinnige Köpfe, wie man sie in den Kellern vieler Häuser in der Stadt versteckt. Vielleicht gibt es in den nahegelegenen Dörfern, im finstersten Winkel von Carabanchel, von Leganes und von Tetuän Köpfe wie diese, und im Keller dieser stets verschlossenen Häuser, die niemand bewohnt und die dennoch vermietet sind, lebt vielleicht auf einer Konsole einer von diesen Köpfen, der mit lebendigem Blick den Rokokospiegel und die stehengebliebenen Uhren betrachtet, die Augen hin und her bewegend wie bei diesen Uhren, die eine Figur in Bewegung setzen.

Ihr lebendigen Köpfe der Frisierkommode! Oh Wunder lebendiger Köpfe aus Pappkarton.

»Stellas« Ehemann wartet eine Weile, bis das Publikum die nötige Andacht hat, dann öffnet er die schäbigen Vorhänge. »Stella« erscheint. Ein einziger Blick ihrer Augen erfaßt uns alle wie nur ein Kopf, der nur ein Kopf ist und eine ganze Sensibilität und sein ganzes Leben in seinen Augen versammelt, intensiv blicken kann. »Stellas« Augen sind mächtiger als die der schwachen Frauen, die körperlich unter uns weilen. »Stella« schaut wie eine, die operiert wird und die jeden betrachtet, der sich im Operationssaal befindet. »Habt ihr gesehen«, scheint sie zu sagen, »wie man mich verstümmelt hat! Weil ihr glaubt, daß ich nur ein Kopf bin, seid ihr so bekümmert und habt Mitleid bei meinem Anblick!« - auch das scheinen ihre Augen zu sagen.

»Stellas« Ehemann stellt die Fragen, auf die sie unzählige-male schon geantwortet hat, während sie an etwas anderes denkt, vielleicht an uns mit der Neugier auf die neuen Zuschauer. »Stella« kann nicht erröten. Das Blut, das sie hat, hat sie im Kopf und deshalb kann es nicht vom Herzen aufsteigen wie bei denen, die rot werden. »Stella« kann weder erröten noch außer Fassung geraten, weil die Kraft ihrer Augenlider so groß ist, daß sie allen Blicken widersteht und sie ihre Augen nicht niederschlagen muß.

»Stella« ist sehr gut frisiert, weil sie sonst keine Ausgaben hat außer beim Friseur. Jeden Morgen kommt die Friseuse mit ihren Brennscheren und ihren in Papier eingewickelten Kämmen und macht ihr eine füllige Frisur mit viel Brillantine und viel Schneckenschleim, damit sie den ganzen Tag über die Fasson bewahrt. Irgendwie ist es die Frisur einer Japanerin, die ihr Stolz und Verwegenheit verleiht. Aus keinem anderen Anlaß macht man ihr Komplimente, die Frisur ist ihre einzige Koketterie, und wenn man sie in diesem Punkt zufriedenstellt, wird sie auf alle Fragen antworten, sogar auf die unverschämte Frage nach ihrem Alter, die man sonst keiner Dame stellen darf, aber sofern sie gut frisiert ist, wird sie auf alles antworten.

Ob wir uns in einen »Stella«-Kopf verlieben könnten? Es würde ihr nicht entgehen, weil sie uns, die wir mehr als einmal kämen, wiedererkennen würde. Mit ihren Augen würde sie uns bedeuten: »Ich kann nicht zu dir kommen, aber ich sehe dich an.« Gewiß würde der Ehemann wütend werden, uns so oft hereinkommen zu sehen, und es würde ihm auffallen, wie wir den Kopf seiner »Stella« magnetisch anziehen; aber was könnte er schon sagen, wenn er sieht, wie selbstlos unser Verhalten ist und er, wie er weiß, sich unseren Beziehungen widersetzen könnte, indem er den Kopf sicher in einem Papageienkäfig verwahrt. Alles, was der Kopf könnte, wäre, sich hin und her zu drehen und wie ein kleines Tier voranzubewegen.  

Ach, wir müßten die Schaubude kaufen, ein Auto nehmen und mit dem in einen dicken Brautmantel gewickelten Kopf hinausgehen, wie einer, der ein Weihebild zum andachtsvollen Ruß durch die Dörfer trägt. Wir müßten für immer zu Hause bleiben, ihr unsere ganze Aufmerksamkeit widmen, nur auf sie aufpassen, denn es wäre ihr ein Leichtes, herunterzufallen und sich das Genick zu brechen!    - (cirkus)

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 Frauenkopf (7)

 

Körperteile, weibliche

 

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