rauenideal VALERIO. Wir sind schon durch ein Dutzend Fürstentümer, durch ein halbes Dutzend Großherzogtümer und durch ein paar Königreiche gelaufen, und das in der größten Übereilung in einem halben Tag - und warum? Weil man König werden und eine schöne Prinzessin heiraten soll! Und Sie leben noch in einer solchen Lage? Ich begreife Ihre Resignation nicht. Ich begreife nicht, daß Sie nicht Arsenik genommen, sich auf das Geländer des Kirchturms gestellt und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt haben, um es ja nicht Zu verfehlen.
LEONCE. Aber Valerio, die Ideale! Ich habe das Ideal eines Frauenzimmers
in mir und muß es suchen. Sie ist unendlich schön und unendlich geistlos. Die
Schönheit ist da so hülflos, so rührend wie ein neugebornes Kind. Es ist ein
köstlicher Kontrast: diese himmlisch stupiden Augen, dieser göttlich einfältige
Mund, dieses schafnasige griechische Profil, dieser geistige Tod in diesem geistlosen
Leib. - Georg Büchner, Leonce und Lena
|
||
|
|
|