rauengefängnis   Alle bleiben, wenn man vorüberkommt, bei ihrem Werk, manche vorgebeugt, alle mit verschlossenen Mienen. Es ist, als gäbe es zwischen deinem Blick und ihnen eine Wand. Ihr Gesicht ist stumm, konzentriert, eingezogen; man merkt, daß es sich tot stellt. Im allgemeinen sind sie wohlauf, mit vollem Gesicht, gleichmäßigem, aber ein wenig grauem Teint — wohlauf nach klösterlicher Art, manche fettleibig aufgeschwemmt. Sie haben etwas von Klosterweibern und von Hospital-Rekonvaleszentinnen. Die Köpfe sind quadratisch, willensstarke Köpfe voll Verhärtung, Köpfe von Frauen aus dem Volk, Gesichter böser Bäuerinnen. All das ist gedrückt, regularisiert, wie abgeflacht, wie aufs Niveau des Gemeinschaftslebens gedrückt. Ich sah weder einen interessanten Kopf noch ein hübsches Gesicht. All das ist niedrig, hart und eben Volk. Die Physiognomien sind eingefallen wie die Augen. Eine Konzentration, die man spürt. Alles mögliche ist da angehäuft, worüber sie brüten. Man spürt, daß es unter der Vergrabenheit der Züge die Glut von Leidenschaften gibt, die sich regen und die bluten. Und wenn man vorüber ist und dreht sich um, sieht man, wie die Blicke sich langsam heben. Man spürt diese Blicke von hundert Frauen im Rücken, die in schlangenhafter Neugier bohren. Man ist beobachtet, bis zur Tür haften Augen an einem. - Alle oder fast alle Gefangenen haben hübsche und sehr gepflegte Hände. - (gon)

Frauengefängnis (2)  Als wir gehen wollten, hat man uns noch folgendes erzählt. So werden sie begraben: das Kreuz, ein Priester, der nichts spricht - Schweigen lastet sogar noch auf ihrem Sarg, die Bahre, zwei oder drei Gefängnisarbeiter, die gerade zur Hand sind, in Blusen. Man wirft den Leichnam ohne den Sarg in die Grube; denn der Sarg gehört dem Gefängnis, so daß sie Gesellschaften untereinander bilden; sie zahlen Beiträge, um einen Sarg für sich zu haben.

Nur die Kindsmörderinnen sind der Reue zugänglich. — Eine Frau warf einmal ein Plätteisen nach einer Nonne, die aber durch ein eisernes Bußhemd geschützt war. - Im Karzer gibt es zum Sitzen nur den Topf.

Bei einer Besichtigung fragte einmal ein Präfekt eine der Gefangenen, die freigelassen werden sollte und die Geld besaß, weil sie fleißig gearbeitet hatte, sie können nämlich bis zu 9 Sous pro Tag verdienen:

»Na, Soundso, Sie werden jetzt rauskommen. Was wollen Sie dann tun?«

»Ich? Einen Kerl werd' ich mir auf den Magen zerren!« - (gon)

Frauengefängnis (2)

- (N.N. [Georges Pichard?]

 

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