Frau, rätselhafte   Immer noch wütete draußen der Schneesturm. Im Ofen, im Ofenrohr und hinter allen Wänden weinte etwas, und es war Sawelij, als weine es in seinem Innern und in seinen Ohren. Der heutige Abend hatte ihn endgültig in seinen Vermutungen hinsichtlich der Frau überzeugt. Nämlich, daß seine Frau vernüttels unsauberer Kräfte den Winden und den Postdreigespannen gebiete, darüber gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Zu seinem verdoppelten Kummer jedoch verlieh diese Rätselhaftigkeit, diese übernatürliche und wilde Kraft der neben ihm liegenden Frau einen unerklärlichen, besonderen Zauber, wie er ihn vordem noch nie gespürt. Und dadurch, daß er sie, ohne dies in seiner Dummheit selber zu bemerken, damit poetisierte, wurde sie scheinbar noch weißer, glatter und unzugänglicher . . .

»Hexe!« Er brummelte unwillig. »Pfui doch, du Widerwärtige!«

Unterdessen jedoch versuchte er, nachdem er abgewartet hatte, daß sie stiller und gleichmäßiger zu atmen begann, mit dem Finger nach ihrem Nacken zu tasten und ihren dicken Zopf in die Hand zu nehmen. Sie merkte es nicht . . . Da wurde er kühner und streichelte ihren Hals.

»Hände weg!» So schrie sie ihn an und schlug ihn dabei mit dem Ellenbogen so über die Nase, daß ihm die Funken aus den Augen stoben.

Der Schmerz im Nasenbein ging bald vorüber, die Pein jedoch wollte nicht aufhören.   - Anton Tschechow, Die Hexe. Nach (tsch)

Frau, rätselhafte  (2)

Frau, rätselhafte  (3)

- N. N.

 

 

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