Frau, denkende  »Fick mich, Henry-Baby«, sagte sie und hob ihren Rock hoch, »Vögel mich, Liebling. Bums mir die Höschen durch.«

»Das«, sagte Wilt, »dürfte ein bisschen schwierig sein.«

»Ach, wieso?«

»Na, erstmal haben Sie offenbar gar keine an, und überhaupt, warum sollte ich?«

»Du brauchst einen Grund? Einen Grund zum Vögeln?«

»Ja«, sagte Wilt, »den brauche ich.« 

»Grund ist Schwund. Fühl dich frei.« Sie zog ihn zu sich herunter und küsste ihn. Wilt fühlte sich überhaupt nicht frei.

»Sei nicht so schüchtern, Baby.«

»Schüchtern?«, fragte Wilt und schlingerte zur Seite. »Ich und schüchtern?«

»Klar bist du schüchtern. Okay, du hast nur ein Hänschenklein. Eva hat mir gesagt...«

»Hänschenklein? Was meinen Sie damit, ich hätte nur ein Hänschenklein?«, schrie Wilt wütend.

Sally lächelte zu ihm hoch. »Nicht wichtig. Ist nicht wichtig. Nichts ist wichtig. Bloß du und ich und ...«

»Es ist verflucht noch mal sehr wohl wichtig«, zeterte Wilt. »Meine Frau sagt, ich hätte nur ein Hänschenklein. Ich zeige der blöden Kuh gleich mal, wer hier ein Hänschenklein hat. Ich zeige ihr ...«

»Zeig's mir, Henry-Baby, zeig's mir. Ich mag sie klein. Durchbohr mich bis zum Anschlag.«

»Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte Wilt.

»Versuch's doch, Liebling«, sagte Sally und schlängelte sich an ihn heran.

»Ich denke nicht daran«, sagte Wilt und stand auf.

Sally hörte auf, sich zu winden und sah ihn an. »Du hast bloß Schiss«, sagte sie, »du hast Schiss, frei zu sein.«

»Frei? Frei?«, schrie Wilt und versuchte, die Tür zu öffnen. »Mit der Frau eines anderen in ein Zimmer eingesperrt, das soll Freiheit sein? Sie machen wohl Witze.« 

Sally zog ihren Rock herunter und setzte sich auf.

 »Du willst nicht?«

»Nein«, sagte Wilt.

»Bist du ein Maso-Baby? Mir kannst du's sagen. Ich bin Maso-Babys gewöhnt. Gaskell ist wirklich ...«

»Bestimmt nicht«, sagte Wilt. »Mir ist egal, was Gaskell ist.«

»Du willst ein Flötensolo, hab ich recht? Du willst doch, dass ich dir ein Solo blase, nicht?« Sie stand vom Bett auf und kam auf Wilt zu. Er sah sie wutschnaubend an.

»Fassen Sie mich nicht an«, schrie er, in seinem Kopf wirbelten lauter grellfarbige Bilder durcheinander. »Gar nichts will ich von Ihnen.«

Sally blieb stehen und starrte ihn an. Sie lächelte kein bisschen mehr. .

»Warum nicht? Weil du einen Kleinen hast? Darum?«

Wilt zog sich in Richtung Tür zurück.

»Nein, das ist er nicht.«

»Weil du nicht den Mut hast, zu deinen Trieben zu stehen? Weil du psychisch eine Jungfrau bist? Weil du kein Mann bist? Weil du's mit keiner Frau machen kannst, die denkt?«

»Denkt?«, schrie Wilt, in Fahrt gebracht durch die Beschuldigung, kein Mann zu sein. »Denkt? Sie denken? Wissen Sie was? Ich würd's lieber mit dieser Plastikpuppe da machen als mit Ihnen. Die hat mehr Sexappeal in ihrem kleinen Finger als Sie in Ihrem ganzen verrotteten Körper. Wenn ich eine Nutte will, kauf ich mir eine.«

»Na los; du kleiner Scheißkerl«, sagte Sally und holte gegen ihn aus. Wilt wich zur Seite und prallte gegen den Punchingball. Im nächsten Augenblick trat er auf eine Spielzeuglokomotive und sauste durchs Zimmer. Als er an der Wand lang auf den Boden rutschte, griff Sally zu der Puppe und beugte sich über ihn.   - Tom Sharpe, Puppenmord. München 2004 (Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek 26)

 

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