rau, wirkliche   »Sie wirkt wie eine wirkliche Frau, ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was ich damit sagen will, eine Frau, die dafür geschaffen ist, einen Mann zu lieben, nicht auf die gewöhnliche Art, sondern so, wie es der Traum der Männer ist, geliebt zu werden ...«

Maigret konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als er Lapointe erröten sah.

»Ich dachte, du wärest sozusagen verlobt?«

»Ich möchte Ihnen ja nur erklären, wie sie auf die meisten Männer wirken muß. Man begegnet bisweilen solch einer Frau, die einen sofort denken läßt...«

Er fand nicht die richtigen Worte.

»Woran denken läßt?«

»Man sieht geradezu, auch wenn man es gar nicht will, wie sie sich in die Arme ihres Liebhabers schmiegt, und man spürt fast ihre Wärme ... Zugleich weiß man, daß ihre Liebe nur einem gilt, daß sie wirklich liebt ... Ich habe bald zwei Tische von ihnen entfernt einen Platz bekommen, und die ganze Zeit, die ich dort saß, bin ich diesen Eindruck nicht losgeworden ... Sie haben sich nicht im geringsten wie Verliebte benommen, haben sich nicht die Hand gehalten ... Ich glaube nicht einmal, daß sie sich in die Augen geblickt haben, und dennoch ...«

»Glaubst du, daß sie sich lieben?«

»Ich glaube es nicht, ich bin dessen sicher. Selbst die Kellnerin in schwarzem Kleid und weißer Schürze, ein schlecht frisiertes großes Weibsbild, bediente sie nicht, wie sie die anderen bediente, und wirkte wie eine Komplicin der beiden ...« - Georges Simenon, Maigret hat Skrupel. München 1977 (Heyne Simenon-Kriminalromane 31, zuerst 1957)

Frau, wirkliche (2)   Es gibt  wirkliche Frauen, magere und nervöse, mit einem flachen Bauch, in dem das zarte Fleisch wie frischer Quark in Weidenkörbchen stockt; mit Sehnen und Nerven, nicht Muskeln, welche die weiche Substanz durchziehen, die ihnen Form gibt; mit Stirne und Augen voll leidenschaftlicher Hingabe, nicht heiter, sondern flehend und demütig, blitzend von drohender Widerspenstigkeit, von Stolz und grenzenloser Leidenschaft; in Scham und noble Unkeuschheit gekleidet, dunkel, schmachtend, geschmeidig wie Öl aus der Mühle; mit kleinen Wellen durchscheinenden und perlfarbenen Fleisches, das im zerbrechlichen Käfig der Rippen anschwillt; mit Händen ...    - Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)
 
 

Frau Wünsche

 

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