Maigret konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als er Lapointe erröten sah.
»Ich dachte, du wärest sozusagen verlobt?«
»Ich möchte Ihnen ja nur erklären, wie sie auf die meisten Männer wirken muß. Man begegnet bisweilen solch einer Frau, die einen sofort denken läßt...«
Er fand nicht die richtigen Worte.
»Woran denken läßt?«
»Man sieht geradezu, auch wenn man es gar nicht will, wie sie sich in die Arme ihres Liebhabers schmiegt, und man spürt fast ihre Wärme ... Zugleich weiß man, daß ihre Liebe nur einem gilt, daß sie wirklich liebt ... Ich habe bald zwei Tische von ihnen entfernt einen Platz bekommen, und die ganze Zeit, die ich dort saß, bin ich diesen Eindruck nicht losgeworden ... Sie haben sich nicht im geringsten wie Verliebte benommen, haben sich nicht die Hand gehalten ... Ich glaube nicht einmal, daß sie sich in die Augen geblickt haben, und dennoch ...«
»Glaubst du, daß sie sich lieben?«
»Ich glaube es nicht, ich bin dessen sicher. Selbst die Kellnerin in
schwarzem Kleid und weißer Schürze, ein schlecht frisiertes großes Weibsbild,
bediente sie nicht, wie sie die anderen bediente, und wirkte wie eine Komplicin
der beiden ...« - Georges Simenon, Maigret hat Skrupel. München 1977
(Heyne Simenon-Kriminalromane 31, zuerst 1957)
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Tommaso Landolfi, Der Mondstein. Zürich 1995 (zuerst 1972)
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