ragen, altgescheite  

FRAGEBOGEN

1.
Sind Sie sicher, daß Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?

2.
Warum? Stichworte genügen.

3.
Wieviele Kinder von Ihnen sind nicht zur Welt gekommen durch Ihren Willen?

4.
Wem wären Sie lieber nie begegnet?

5.
Wissen Sie sich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Ihrerseits im Unrecht und hassen Sie eher sich selbst oder die Person dafür?

6.
Möchten Sie das absolute Gedächtnis?

7.
Wie heißt der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Sie mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder halten Sie keinen für unersetzbar?

8.
Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?

9.
Wen hingegen nicht?

10.
Hätten Sie lieber einer andern Nation (Kultur) angehört und welcher?

11.
Wie alt möchten Sie werden?

 12.
Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein.

13.
Warum nicht, wenn es Ihnen richtig scheint?

14.
Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hassen Sie lieber allein oder in einem Kollektiv?

15.
Wann haben Sie aufgehört zu meinen, daß Sie klüger werden, oder meinen Sie's noch? Angabe des Alters.

16.
Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?

17.
Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie sich selber übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bitten Sie eher um Verzeihung?

18.
Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: beunruhigt Sie diese Vorstellung?

19.
Wenn Sie an Verstorbene denken: wünschten Sie, daß der Verstorbene zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?

20.
Lieben Sie jemand?

21.
Und woraus schließen Sie das?

22.
Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht: wie erklären Sie es sich, daß es dazu nie gekommen ist?

23.
Was fehlt Ihnen zum Glück?

24.
Wofür sind Sie dankbar?

25.
Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches?

- Max Frisch, Tagebuch 1966 - 1971. Frankfurt am Main 1972

Fragen, altgescheite (2)

FRAGEBOGEN

1.
Wenn Sie jemand dazu bringen, daß er den Humor verliert! (z. B. weil Sie seine Scham verletzt haben), und wenn Sie dann feststellen, der betroffene Mensch habe keinen Humor: finden Sie, daß Sie deswegen Humor haben, weil Sie jetzt über ihn lachen?

2.
Wie unterscheiden sich Witz und Humor?

3.
Wenn Sie spüren, daß Ihnen jemand mit Antipathie begegnet: was gelingt Ihnen dann eher, Witz oder Humor?

4.
Halten Sie's für Humor:
    a. wenn wir über Dritte lachen?
    b. wenn Sie über sich selber lachen?
    c. wenn Sie jemand dazu bringen, daß er, ohne sich zu schämen, über sich selber lachen kann?

5.
Wenn Sie alles Lachen abziehen, das auf Kosten von Dritten geht: finden Sie, daß Sie oft Humor haben?

6.
Woran merken Sie es zuerst, wenn Sie in einer Gesellschaft alle Sympathie verspielt haben: verschließt man sich Ihrer ernsten Argumentation, Ihren Kenntnissen usw., oder kommt einfach die Art von Humor, die Ihnen eigen wäre, nicht mehr an, d. h. daß Sie humorlos werden?

7.
Haben Sie Humor, wenn Sie allein sind?

8.
Wenn Sie von einem Menschen sagen, er habe Humor: meinen Sie damit, daß er Sie zum Lachen bringt oder daß es Ihnen gelingt, ihn zum Lachen zu bringen?

9.
Kennen Sie Tiere mit Humor?

10.
Was gibt Ihnen unversehens das Vertrauen, daß Sie sich mit einer Frau intim verstehen könnten: ihre Physiognomie, ihre Lebensgeschichte, ihre Glaubensbekenntnisse usw. oder ein erstes Zeichen, daß man im Humor übereinstimmt, wenn auch keineswegs in Meinungsfragen?

11.
Was offenbart Affinität im Humor:
a. Gleichartigkeit des Intellekts?
b. daß zwei oder mehrere Menschen übereinstimmen in ihrer Fantasie?
c. Verwandtschaft in der Scham?

12.
Wenn Ihnen bewußt ist, daß Sie im Augenblick tatsächlich keinen Humor haben: erscheint Ihnen dann der Humor, den Sie zuweilen haben, als ein oberflächliches Verhalten?

13. 
Können Sie sich eine Ehe ohne Humor vorstellen?

14.
Was versetzt Sie eher in Eifersucht: daß die Person, die Sie lieben, eine andere Person küßt, umarmt usw. oder daß es  dieser andern Person gelingt, Humor zu befreien, den Sie an| Ihrem Partner nicht kennen?

15.
Warum scheuen Revolutionäre den Humor?

16.
 Können Sie einen Menschen oder eine Gesellschaftsschicht, die Sie aus politischen Gründen hassen, mit Humor sehen (nicht bloß mit Witz), ohne dabei den Haß zu verlieren?

17.
Gibt es einen klassenlosen Humor?

18.
Wenn Sie ein Untergebener sind: halten Sie es für Humor, wenn der Vorgesetzte über Ihre ernsten Beschwerden und Forderungen lächelt, d. h. für einen Mangel an Humor, wenn Sie nicht auch lächeln, oder lachen Sie dann, bis der Vorgesetzte seinen Humor einstellt, und womit erreichen Sie noch weniger?

19.
Kommt es vor, daß Sie sich im Humor als ein anderer entpuppen, als Sie gerne sein möchten, d. h. daß Sie der eigene Humor erschreckt?

20.
Entsteht Humor nur aus Resignation?

21.
Gesetzt den Fall, Sie haben die Gabe, jedermann zum Lachen zu bringen, und Sie gebrauchen diese Gabe in jeder Gesellschaft, sodaß Sie nachgerade als Humorist bekannt sind - was versprechen Sie sich davon:
a. Kommunikation?
b. daß Sie's mit niemand verderben?
c. daß Sie eine Infamie loswerden und nachher sagen können, es sei Humor gewesen und wenn der Betroffene keinen Humor verstehe usw.?
d. daß Sie sich selber nie langweilen?
e. daß Ihnen in einer Sache, die mit Argumenten nicht zu vertreten ist, die Lacher trotzdem rechtgeben?

22.
Was ertragen Sie nur mit Humor?

23 .
Wenn Sie in der Fremde leben und erfahren müssen, daß Ihr eigentlicher Humor sich nie mitteilt: können Sie sich damit abfinden, daß es eine Verständigung nur im Ernst gibt, oder werden Sie sich dadurch selber fremd?

24.
Verändert im Alter sich der Humor?

25.
Wie meinen Sie im Humor zu sein:
a. versöhnlich?
b. frei von Ehrgeiz?
c. angstlos?
d. unabhängig von Moral?
e. sich selbst überlegen?
f. kühner als sonst?
g. frei von Selbstmitleid?
h. aufrichtiger als sonst?
i. lebensdankbar?

26.
Gesetzt den Fall, Sie glauben an einen Gott: kennen Sie ein Anzeichen dafür, daß er Humor hat? - Max Frisch, Tagebuch 1966 - 1971. Frankfurt am Main 1972

 

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