orschung  Seine Forschung hatte  jenes magische Stadium erreicht, wenn die Suche sich vor das Ziel schiebt und ein neuer Organismus entsteht, sozusagen als Parasit der reifenden Frucht. Pnin mied den geistigen Blick auf das Ende seiner Arbeit, welches so klar in Sicht war, daß selbst die Rakete eines Sternchens, die Leuchtkugel eines «sie!» zu erkennen war. Diese Küste mußte gemieden werden, denn dort ging alles unter, was das Entzücken endloser Annäherung ausmachte. Nach und nach füllten Karteikarten mit ihrem kompakten Gewicht einen Schuhkarton. Der Textvergleich zweier Legenden; eine kostbare Einzelheit bei den Umgangsformen oder der Kleidung; ein Verweis, von dem sich bei der Überprüfung herausstellte, daß Unfähigkeit, Schludrigkeit oder Betrug ihn verfälscht hatten; der das Rückgrat entlanglaufende Wonneschauder einer glückhaften Vermutung; und all die ungezählten Triumphe beskorystnyj (selbstloser, hingegebener) Gelehrsamkeit - das alles hatte Pnin verwöhnt, hatte aus ihm einen glücklichen, fußnotentrunkenen Wahnsinnigen gemacht, der die Milben in einem langweiligen, einen Fuß dicken Band aufstört, um darin einen Hinweis auf einen noch dickeren aufzuspüren.   - Vladimir Nabokov, Pnin. Reinbek bei Hamburg 2004 (zuerst 1957)

Forschung (2) Da nichts darzulegen ist, muß es dargestellt werden. Wie kann etwas dargestellt werden ohne Vorstellungen? Dem muß nachgestellt werden. Solche Nachforschung muß nachführen zu garnichts. Eigentliches Ziel der Forschung. Vier Achtel können drei Fünftel sein, wogegen Halb und Halb kein Ganzes ist. Dazu müßte es in drei Hälften teilbar sein. Deshalb ist halb gehandelt besser als ganz gearbeitet. Dagegen ist nichts einzuwerfen. Dieser Tatsache ist man völlig hingewendet. Im Allgemeinen ist man ihr abgewendet. Man muß sich zur Ursache entschließen, was einer Unterscheidung in der Entscheidung gleichkommt. Schmitzig wie schlô, nicht wie verschmutz oder froh. Bitte hier umzukehren.  - Raoul Hausmann, Hyle. In: Adelheid Koch, Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs: Raoul Hausmann. DADA und Neodada. Innsbruck 1994

Forschung (3)  Mit dem Schall beschäftigten sich Vitruvius und Ptolemäus, Boetius und Leonardo, Bacon und auch Galilei, der vergeblich durch Experimente eine Methode zur Bestimmung der Geschwindigkeit festzulegen versuchte. Das Auseinanderfallen von Schall und Bild eines Gegenstands beschäftigte auch weiterhin berühmte Wissenschaftler: Alle hielten sie die Verzögerung des Donners gegenüber dem Erscheinen des Blitzes für eine schwerwiegende Inkongruenz der Natur. Während Durham sein Leben damit verbrachte, die Einwirkung des Windes auf die Schallwellen zu untersuchen in der irrigen Annahme, eine Methode zu ihrer Beschleunigung entdecken zu können, fand Newton die theoretische Formel, um ihre Geschwindigkeit zu berechnen, und Lagrange entdeckte, daß diese Formel falsch und deshalb unbrauchbar war. Unterdessen entdeckte ein türkischer Gelehrter, dessen Name uns nicht überliefert ist, bei der Erforschung der Schallgeschwindigkeit zufällig die Geschwindigkeit der Dunkelheit, die allerdings niemandem nützte.

Endlich fand Laplace 1816 die richtige Formel für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls in der Luft bei dem Druck von einer Atmosphäre und null Grad Celsius, das heißt an einem klaren, kalten Wintertag. Einige Jahrzehnte später wurde auch die genaue Geschwindigkeit des Lichts entdeckt, die seltsamerweise dem entsprach, was der türkische Gelehrte als Geschwindigkeit der Dunkelheit herausgefunden hatte.   - (ma)

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