Forelle    Nick sah hinunter in das klare, durch den kieselsteinernen Grund braunfarbige Wasser und beobachtete die Forellen, die sich mit fächelnden Flossen stetig in der Strömung hielten. Während er sie beobachtete, änderten sie durch schnelle Wendungen ihre Stellung, nur um sich von neuem in dem reißenden Wasser an ihrem Platz zu halten. Nick beobachtete sie lange Zeit.

Er beobachtete, wie sie sich hielten, mit den Mäulern gegen die Strömung, viele Forellen im tiefen, schnellströmenden Wasser, leicht verzerrt, da er sie tief unten durch die gläserne konvexe Oberfläche der Vertiefung beobachtete, deren Oberfläche sanft fließend gegen den Widerstand der eingerammten Holzpfeiler der Brücke drängte und anstieg. Auf dem Grund der Vertiefung waren die großen Forellen. Nick sah sie zuerst nicht; dann erblickte er sie auf dem Grund der Vertiefung, große Forellen, die sich auf dem kiesigen Grund in einem wechselnden Schleier von Kies und Sand, der durch die Strömung emporgewirbelt wurde, zu halten suchten.

Nick sah von der Brücke hinunter in die Vertiefung. Es war ein heißer Tag. Ein Eisvogel flog stromaufwärts. Es war lange her, seit Nick in einen Strom geblickt und Forellen gesehen hatte. Sie waren ganz, wie sie sein sollten. Als der Schatten des Eisvogels sich den Strom hinaufbewegte, schoß eine große Forelle in einem weiten Winkel stromaufwärts; nur ihr Schatten gab den Winkel an, dann verlor sie ihren Schatten, als sie durch die Oberfläche des Wassers brach, funkelte in der Sonne, und dann, als sie wieder in den Strom unter die Oberfläche tauchte, schien ihr Schatten mit der Strömung den Fluß hinunterzuschwimmen, widerstandslos dem Platz unter der Brücke zu, wo sie sich steifte und gegen die Strömung stellte.   - Ernest Hemingway, Großer doppelherziger Strom. In: E. H., Die Nick Adams Stories. Reinbek bei Hamburg 1973

Forelle (2)  Er nahm sein Messer heraus, öffnete es und spießte es in den Baumstamm. Dann zog er den Sack herauf, langte hinein und holte eine der Forellen heraus. Er hielt sie dicht am Schwanz, schwer zu halten, lebendig in seiner Hand, und schlug sie gegen den Stamm. Ein Zittern ging durch die Forelle; sie wurde starr. Nick legte sie auf den Stamm in den Schatten und brach dem anderen Fisch auf dieselbe Art die Wirbelsäule. Er legte sie nebeneinander auf den Baumstamm. Es waren Prachtforellen.

Nick säuberte sie, indem er sie vom After bis zu den Kiemen aufschlitzte. Das ganze Eingeweide, die Kiemen und die Zunge kamen in einem Stück heraus. Es waren zwei Männchen mit langen grauweißen Streifen Milch, glatt und sauber. Das ganze Innere, sauber und fest, kam in einem Stück heraus. Nick schleuderte die Eingeweide ans Ufer für die Nerze.

Er wusch die Forellen im Strom. Als er sie mit dem Rücken nach oben ins Wasser hielt, sahen sie wie lebende Fische aus. Sie hatten die Farbe noch nicht verloren. Er wusch sich die Hände und trocknete sie auf dem Baumstamm. Dann legte er die Forellen auf den Sack, der auf dem Baumstamm ausgebreitet lag, rollte sie hinein, schnürte das Bündel zusammen und steckte es in den Kescher. Sein Messer stak noch mit der Klinge im Baumstamm. Er säuberte es am Holz und steckte es in die Tasche. - Ernest Hemingway, Großer doppelherziger Strom. In: E. H., Die Nick Adams Stories. Reinbek bei Hamburg 1973

 

Fisch

 

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