Flötenspieler

 

- George Grosz

Flötenspieler (2)  irgendeiner spielt nachts immer Flöte, wenn wir im Bett liegen, den Kopf auf der Seite, so daß ein Ohr an der Matratze liegt, das andere aber frei im Raum schwebt. Denn wenn wir auf dem Hinterkopf oder auf dem Gesicht liegen, so daß beide Ohren frei sind, ist nichfs zu hören.

Kommt die Flöte also aus der Matratze? Ist es das Seegras in Erinnerung, welches wir hören? Doch wer, warum, kann außer uns hören? Der dessen linkes Ohr auch an einer Seegrasmatratze ruht? Der, dessen Ahnen bei den flötespielenden Fischen schlafen? Der, dessen Schatz von flötespielenden Seegrashalmen bewacht wird, weil er ins Wasser ging? Wer will wissen, wer, warum, die Flöte außer uns noch hört?

Ich meine, vielleicht sind wir wirklich die Einzigen, die wirklich eine Flöte spielen hören, die wirklich spielt. Vielleicht sind wir die Einzigen, die eine Fiöte spielen hören, die spielt. Vielleicht sind wir nicht die Einzigen, die eine Flöte spielen hören, die wirklich spielt. Vielleicht sind wir die Einzigen, die eine Flöte spielen hören, die nicht spielt. Vielleicht meinen wir die Einzigen zu sein, die meinen eine Flöte spielen zu hören, die spielt. Ich meine: vielleicht meinen wir nur, sie zu hören, aber andere hören sie wirklich, oder meinen es auch nur. Ihre langgezogenen Töne, die stets die gleich Höhe halten, kommen in Wellen daher, nie sehr laut, aber in regelmäßigen Abständen, kaum hörbar leise, dazwischen hohe Triller, die abgelöst werden von Tönen, die in Wellen daher kommen, in gleicher Lautstärke regelmäßig auf- und absteigend, vom höchsten hörbaren Ton zum tiefsten, und dazwischen immer eine kleine Pause, damit die Hunde auch was haben.  - Peter O. Chotjewitz, Hommage à Frantek. Nachrichten für seine Freunde. Reinbek bei Hamburg 1965

Flötenspieler (3)  Man fand das Bild überall, es fehlte an keinem Ort, an dem dieses ausgestorbene Volk seine Geister in die Felsklippen geritzt oder auf Steinwände gemalt hatte. Der mächtige, durch einen Buckel beschwerte Rumpf ruhte auf dünnen Strichbeinen. Ebenso schmächtige Arme hielten die Flöte, die oft nicht mehr als eine gerade Linie zwischen den Armen und dem winzigen runden Kopf war. Es gab nur unwesentliche Variationen, mal war die Flöte nach oben gereckt, mal nach unten auf eine imaginäre Bodenlinie gestemmt, aber sonst erschien die Gestalt bei aller Individualität des künstlerischen Ausdrucks immer gleich. Nur hier nicht. Hier lag Kokopelli auf dem Rücken, die Flöte deutete himmelwärts.   - Tony Hillerman, Wer die Vergangenheit stiehlt. Reinbek bei Hamburg 1997

Flötenspieler (4)  

Marsyas

- Luca Giordano

Flötenspieler (5)   Auf einmal kam ihm der Gedanke, sich zu einem Flötenspieler zu machen, und nun zog er mit den Schafen nach rechts. Da trat eine Zene, ein böses, augenausstechendes weibliches Wesen, ihm in den Weg und fuhr ihn an: »Du Aas, was suchst du hier?« Da begann er Flöte zu blasen: »Tanze ein wenig!« Er blies die Flöte, und sie tanzte. Als sie aber im besten Tanzen war, zerbrach er die Flöte mit den Zähnen. Die Zene sprach: »Was hast du denn gemacht, daß du die Flöte zerbrachst, wie ich gerade im besten Tanzen war?« — »Komm mit zu jenem Ahornbaum. Ich nehme sein Herz, um daraus eine Flöte zu machen. Dann flöte ich den ganzen Tag und du tanzest. Komm nur mit!« Sie gingen zum Ahornbaum, und er stieß sein Beil hinein und spaltete ihn entzwei. »Stecke deine Hand hinein und nimm das Herz heraus.« Da steckte sie ihre Hand hinein, er aber zog das Beil heraus und ließ ihre Hand im Baume. Da schrie sie: »Ziehe doch schnell meine Hand heraus, sie wird ja zerdrückt!« Da fragte er: »Wo sind die Augen des alten Mannes und der alten Frau? Wenn du es mir nicht sagst, schneide ich dir den Hals ab.« — »Geh zur dritten Kammer; in einem Glas sind sie dort aufbewahrt, die größeren gehören dem Manne, die kleineren der Frau.« — »Aber wie soll ich sie ihnen wieder anheften?« — »In einem Glas dort ist Wasser, befeuchte sie mit diesem Wasser, lege sie dann auf, so werden sie festkleben, bestreiche sie dann mit dem Wasser, dann werden sie sehen.«

Da schnitt er ihr den Hals ab, ging hin und nahm die Augen des Greises und der Greisin, nahm auch das Wasser und befeuchtete sie damit. Dann legte er sie ihnen auf, und sie klebten fest. Hierauf bestrich er die Augen nochmals mit dem Wasser, und sie sahen. - (zig)

Flötenspieler (6)

Flötenspieler (7)  »In Timbuktu sah ich mal einen Araberjungen, der konnte Flöte spielen mit seinem Arsch, und von den Schwulen hörte ich, daß er im Bett wirklich einen individuellen Service zu bieten hatte. Er konnte auf dem Schwanz des Kunden eine Melodie spielen und dabei die besten erogenen Stellen treffen, die natürlich bei jedem anders plaziert sind. Jeder Liebhaber hatte seine ganz spezielle Melodie, mit der er zu seinem optimalen Höhepunkt kam. Der Junge entwickelte eine enorme Kunstfertigkeit, wenn es darum ging, Variationen und neuartige Höhepunkte zu erfinden. Manchmal schienen sich die Töne zu grellen Dissonanzen zu ballen, und dann rauschten sie plötzlich durcheinander und lösten sich in einem überwältigenden Wohlklang auf.«  - (lun)

Flötenspieler (8)  

- Max Ernst, Une Semaine de Bonté. New York 1976 (zuerst 1934)

 

Flöe

 

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