lirt  Strickland diente so treu wie Jakob um Rahel. Sein Urlaub war fast abgelaufen, als die Katastrophe kam. Er hatte wirklich das Menschenmögliche im beherrschten Anhören des schon erwähnten Hofmachens geleistet; aber schließlich ging es doch nicht mehr. Ein alter, sehr vornehmer General ritt mit Fräulein Youghal aus und fing an, ihr auf jene besonders beleidigende Art - »Sie sind ja noch ein kleines Mädchen!« - den Hof zu machen, die gewandt abzuwehren für eine Frau besonders schwer und die mit anzuhören zum Tollwerden ist. Fräulein Youghal zitterte vor Angst, weil alles vor den Ohren ihres Sais gesagt wurde. Dulloo - Strickland - ertrug es, solang er konnte. Dann fiel er dem General in die Zügel und forderte ihn in fließendem Englisch auf, abzusteigen, damit er ihn den Bergabhang hinunter befördern könnte. Da brach Fräulein Youghal in Tränen aus, und Strickland sah, daß er sich hoffnungslos hatte gehenlassen und daß nun alles aus war.

Den General rührte fast der Schlag; da erzählte ihm Fräulein Youghal schluchzend die Geschichte dieser Verkleidung und von der Verlobung, von der die Eltern nichts wissen wollten. Strickland war wütend auf sich selbst und noch wütender auf den General, der ihn zu dieser Handlung gezwungen hatte; er sagte nichts, hielt das Pferd am Zügel und schickte sich an, den General zu verprügeln, um doch einige Satisfaktion zu haben. Aber als der General den ganzen Zusammenhang begriffen hatte und wußte, wer Strickland war, fing er auf seinem Pferd an zu schnaufen und zu prusten und fiel fast herunter vor Lachen. Er sagte, Strickland verdiene einen Orden, schon allein dafür, daß er es fertigbrächte, sich in die Decke eines Sais zu wickeln. Dann nannte er sich selber mit nicht sehr schmeichelhaften Namen und schwur, er verdiene eine Tracht Prügel von Strickland, aber er wäre doch zu alt dazu. Er gratulierte Fräulein Youghal zu einem solchen Liebhaber. Das Skandalöse an der Sache kümmerte ihn gar nicht; denn er war ein feiner alter Herr, hatte nur eine Vorliebe für den Flirt. - Rudyard Kipling, Fräulein Yougals Sais, nach (ki)

Flirt (2) Dann wieder Fräulein Scharf, die von Wieland ›Die Person‹ genannt wurde und im Café von ›einem Flirt‹ erzählte, der nicht einmal schön sei, viel zu schmale Schultern, eine zu lange Oberlippe und ›Kriegszähne‹ habe. Eugen fragte, was sie damit meine, und sie sagte: »Ach, so Zähne, wissen Sie..., wo oben kleine Löcher drin sind.« Alle diese Mängel hatte sie ihrer Mutter bereits brieflich mitgeteilt, denn auf der Rückfahrt aus Italien kam die hier durch. »Und wenn ich ihr den Jungen zeige, möchte ich nicht hören, was sie an ihm auszusetzen hat. So nehme ich im Brief die Kritik meiner Mutter vorweg. Denn ich sehe alle Fehler meines Partners immer, bevor ich in die Liebe falle, während meine Mutter das erst hintennach bemerkt.« - »Daß Sie aber das Gute und das Nette trotzdem an jedem Ihrer Jungen sehen, das ist fast erstaunlich.« - »Oh, wenn man das sehen wollte, was er nicht hat! Mancher hat wenigstens eine schöne Hand, und mein jetziger hat hübsche, wie gedrechselte Beine. Da sehe ich von den Kriegszähnen ab... Und Frauen wissen sowieso besser als Männer über ihre leiblichen Mängel Bescheid, die Homosexuellen freilich ausgenommen; oh, die sind erstaunlich genau informiert; aber die anderen...« Und sie machte eine abschätzige Geste, fragte, ob man sich wegwerfen dürfe, und Eugen meinte, es komme halt darauf an, was man sich unter  ›wegwerfen‹ vorstelle; er möchte da lieber abraten, aber wenn sie durchaus wolle: »Hindern kann ich Sie jedenfalls nicht.«   - Hermann Lenz, Andere Tage. Frankfurt am Main 1978 (st 461, zuerst 1968)

Flirt (3) DON PEDRO JJas ist Eure Tochter, wie ich vermute?
LEONATO Das hat mir ihre Mutter oft gesagt.
BENEDIKT Zweifelt Ihr daran, Signor, daß Ihr sie fragtet?
LEONATO  Nein,  Signor Benedikt, denn damals wart Ihr noch ein Kind.
DON PEDRO Da habt Ihrs nun, Benedikt: wir sehn daraus, was Ihr jetzt als Mann sein müßt. In der Tat, sie kündigt selber ihren Vater an. - Ich wünsche Euch Glück, mein Fräulein, Ihr gleicht einem ehrenwerten Vater.
BENEDIKT  Wenn auch Signor Leonato ihr Vater ist, sie würde nicht um ganz Messina seinen Kopf auf ihren Schultern tragen wollen, wie sehr sie ihm auch gleicht.
BEATRICE Mich wundert, daß Ihr immer etwas sagen wollt, Signor Benedikt; kein Mensch achtet auf Euch.
BENEDIKT Wie, mein liebes Fräulein Verachtung! Lebt Ihr auch noch?
BEATRICE Wie sollte wohl Verachtung sterben, wenn sie solche Nahrung vor sich hat, wie Signor Benedikt? Die Höflichkeit selbst wird zur Verachtung werden, wenn Ihr Euch vor ihr sehen laßt.
BENEDIKT Dann ist Höflichkeit ein Überläufer; aber so viel ist gewiß, alle Damen sind in mich verliebt, Ihr allein ausgenommen; und ich wollte, mein Herz sagte mir, ich hätte kein so hartes Her2; denn wahrhaftig, ich liebe keine.
BEATRICE Ein wahres Glück für die Frauen; Ihr wäret ihnen ein gefährlicher Bewerber geworden. Ich danke Gott und meinem kalten Herzen, daß ich hierin mit Euch eines Sinnes bin. Lieber wollt ich meinen Hund eine Krähe anbellen hören, als einen Mann schwören, daß er mich Hebe,
BENEDIKT Gott erhalte mein gnädiges Fräulein immer in dieser Gesinnung! So wird doch ein oder der andre ehrliche Mann dem Schicksal eines zerkratzten Gesichts entgehn.
BEATRICE Kratzen würde es nicht schlimmer machen, wenn es ein Gesicht wäre wie Eures.
BENEDIKT Gut, Ihr versteht Euch trefflich drauf, Papageien abzurichten.
BEATRICE Ein Vogel von meiner Zunge ist besser als ein Vieh von Eurer.
BENEDIKT Ich wollte, mein Pferd wäre so schnell als Eure Zunge und liefe so in eins fort. Doch nun macht nur so fort, und der Himmel sei mit Euch, denn ich bin fertig.
BEATRICE Ihr müßt immer mit lahmen Pferdegeschichten aufhören; ich kenne Euch von alten Zeiten her.
- Shakespeare, Viel Lärmen um nichts

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