Fliegebeutel  Naneken blieb mit dem jüngsten Sohn als Haushüter zurück. Naneken schaute sich im Hause um und fragte den jüngsten Sohn: »Was hängt dort an der Wand?« Der Jüngste antwortete: »Oh, einige Fliegebeutel! Willst du einmal einen versuchen?« Darauf stiegen beide in einen hinein und flogen fort. Naneken hatte bald genug und schrie: »Bring ihn doch wieder an seinen Platz!« Da brachte der andere ihn wieder zurück und hing ihn an der Wand auf. Sie setzten sich hin, und weil sie sich langweilten, suchten sie sich einander die Läuse ab. Als sie damit fertig waren, wollte der Jüngste schlafen; er legte sich nieder und schlief bald ein. Jetzt schlich Naneken zu den Fliegebeuteln und schlug sie alle bis auf einen entzwei; in diesen stieg er hinein und flog  fort. Von dem Geräusch wachte der Jüngste auf. Er sah, daß Naneken entflohen war. Und schnell stieg er in einen anderen Fliegebeutel hinein; er fiel jedoch sofort hindurch, denn Naneken hatte sie alle zusammen zerstört. Schließlich entdeckte er noch ein altes gebrechliches Fahrzeug; er stieg hinein und sagte: »Fliege schnell, mein Fliegebeutel, fliege schnell! Wir wollen den anderen einholen!« So flog er hinter dem Naneken her, und als sie über der Stelle angelangt waren, wo die Riesen fischten, holte er ihn beinahe ein. Nach unten sauste der Fliegebeutel, und nach oben schwirrte der Fliegebeutel und flog unter dem Naneken weg. Nach unten sauste der Fliegebeutel des Naneken, und nach oben schwirrte der Fliegebeutel des Naneken und vernichtete das Fahrzeug des Jüngsten. Der fiel durch seinen Fliegebeutel und stürzte mitten zwischen den Riesen ab. Er stand aber bald wieder auf, strich sich über die Augen und rief seinen Brüdern zu: »Kommt, wir wollen ihn fangen und fressen, ehe er uns wegläuft!« Sie warfen mit Steinen hinter ihm her, doch sie trafen ihn nicht. Naneken entkam und landete in Telou auf Ponape. Er stieg aus seinem Fliegebeutel und versteckte ihn unter einem Stein. Dann ging er ins Land hinein und zu seinem Haus. Als die Kinder ihn kommen sahen, riefen Sie: »Oh, Papa Naneken ist wieder da!« Das mochte Schauenpok jedoch nicht hören. »Still, Kinder, still!« sagte er, »schwatzt nicht und nennt nicht den Namen eines Toten!« Die entgegneten jedoch: »Schwatz du nicht, da kommt der leibhaftige Naneken!« Schauenpok vertrug sich wieder mit Naneken und gab ihm auch seine Frau wieder, die er ihm während seiner Abwesenheit gestohlen hatte.

Eines Tages verabredeten sie sich wieder und wollten nachts auf den Fischfang gehen. Sie machten ihr Gerät fertig und fingen dann viele Fische. Sie trugen den Fang in das Haus des Schauenpok, brieten die Fische und aßen sich satt. Schauenpok legte sich darauf zum Schlafen hin. Nun röstete Naneken noch einen Fisch und zog ihm die Haut ab. Er breitete sie über Schauenpok aus und hetzte dann die Hunde darauf. Die fielen darüber her, sie zerrissen und zerfleischten den Schauenpok, daß er noch in derselben Nacht sterben mußte. Naneken war gerächt. - Südsee-Märchen. Hg. Paul Hambruch. Köln Düsseldorf 1979 (Diederichs: Märchen der Weltliteratur)

 

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