lachbrüstigkeit
Sie pflegte auch ein großzügiges Dekolleté zu
tragen; es gab den Ansatz und die eine Hälfte ihrer mageren Brüste frei, die
stets zum Teil geschützt wurden von dem riesengroßen Medaillon, von dem Dom
Eusebio ›Dreckschleuder‹ sprach. Es hing an einer Silberkette und lag genau
an der Stelle, an der normalerweise die Talsenke der Brüste beginnen mußte,
falls diese bei ihr etwas ausgeprägter vorhanden gewesen wären. Vielleicht wegen
dieser ›gewagten‹ Aufmachung stießen ihr so viele Abenteuer zu, entkam sie immer
›um Haaresbreite‹ der Gefahr, Opfer eines Hinterhalts zu werden. Es verging
kaum ein Tag, an dem Dona Carrnen nicht die für alle anderen Frauen so friedliche
Straße betrat und anschließend zu Hause oder in der Bücherei eine Schreckensgeschichte
erzählt hätte, die ihr ›um ein Haar‹ zugestoßen war. Immer tauchte irgendein
Unbekannter, ein Wurzelsepp aus dem Hinterland oder ein Sittenstrolch auf, verfolgte
sie und würde einen Anschlag auf ihr Schamgefühl verübt haben, wenn sie ›nicht
rechtzeitig so energische Gegenmaßnahmen getroffen hätte‹. - (stein)
Flachbrüstigkeit
(2) Ab und zu verbeugte
sie sich tief. Diese Geste hatte sie sich angewöhnt. Sie zeigte je nach der
Lage bald den tiefen Schmerz an, der sie bei einer traurigen Mitteilung durchdrang;
bald ein gewaltiges Erschrecken; bald eine respektvolle Verbeugung trotz der
abweichenden Meinung, die sie sich zu den Ansichten des Sprechers vorbehielt;
bald ihr Gelächter über einen ›geistvollen Einfall‹, ein so starkes, konvulsivisches
Gelächter, daß sie keine Kraft besaß, es in vertikaler Haltung anzustimmen.
In solchen Augenblicken pflegten die Männer, die den Vorzug hatten, Dona Carmens
Gesellschaft zu genießen, aus purer wissenschaftlicher Neugier Hals und Augen
zu recken und den Versuch zu unternehmen, etwas von dem zu erspähen, was sich
unter dem Dekollete verbarg — oder auch nicht verbarg —, denn in solchen Momenten
entfernte sich das Kleid von der Büste und gab einen Blick in die Tiefe frei.
Leider jedoch pflegte Dona Carmen genau in diesem Augenblick das Medaillon mit
ausgestreckter Hand gegen ihre Brust zu drücken, mit einer Gebärde, die wie
das ›mea culpa‹ eines Paters während der Messe aussah, dergestalt daß sie auf
diese Weise die Überraschungen versteckte, die sich unter dem Kleid befanden.
- (stein)
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