ingerabdruck
Die physiognomischen Schriftsteller der hellenischen und römischen
Kultur schrieben über die Bedeutung der Hand und des
Fingers, ohne die Papillarlinien zu erwähnen. Der Sachsenspiegel
spricht von Dokumenten, die mit Finger und Zunge zu
berühren waren, ohne den unverwechselbaren Charakter des zurückbleibenden Bildes
zu erwähnen. Die sachliche Betrachtung der Papillarlinien in Europa beginnt
mit Marcellus Malphigius, De externo tactus organo, Londoni, apud Robertum
Scott & Georgium Wells, 1686. 1747 spricht Christoph Jacob Hintze
von Furchen in der Haut der Hände und Füße, ohne auf ihre Formung einzugehen,
Examen anatomicum papillarum cutis tactui inservientum, Göttingen. Nach ihm
beschreibt sie in seinen Academicae Annotationes B. S. Albinus, Liber Sextus,
Caput X, Qöttingen 1764, dessen Arbeit zum Teil wohl auf Beobachtungen seiner
Schüler fußt; Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 109. Stück vom 9.
September 1756: "Alles würde erleuhtert und die billige Schonung der Zuhörer
erhalten werden wan es dem Hrn. Albinus belieben möchten bey seinen Beschreibungen
derjenigen zu gedenken die seine Schüler vor ihm bekandt gemacht haben."
Prochaska weist darauf hin, daß die einzelnen Papillarlinien der Hohlhand
und der Fußsohle, genau besehen, aus zwei durch eine Furche getrennten kleineren
Papillarlinien bestehen, Dissertatio anatomica phys. organismi corporis humani,
Wien 1812. Zur selben Zeit erscheint das Werk über das menschliche Gefühl oder
Organ des Getastes des Universitätszeichenmeisters und Kupferstechers der anatomischen
Gegenstände bei der Universität zu Leipzig Johann Friedrich Schröter,
das sich mit der Haut der Handinnenfläche beschäftigt
und sehr hübsche farbige Bilder der Fingerbeeren und des Handtellers bringt,
auf denen in starker Vergrößerung die Anordnung der Leisten, Furchen und Poren
wiedergegeben ist. 1823, Commentatio de examine physiologico organi visus et
systematis cutanei, sieht Johann Ev. Purkinje, Ordinarius der Physiologie und
der Pathologie an der Universität Breslau, daß die Papillarlinien Muster
bilden, die sich von Hand zu Hand unterscheiden und seiner Ansicht nach in neun
Gruppen zerfallen, l. Flexurae transversae, 2. Stria centralis longitudinalis,
3. Stria obliqua, 4. Sinus obliquus, 5. Amygdalus, 6. Spirula, 7. Ellipsis,
8. Circulus, 9. Vortex duplicatus. Einige Jahre später läßt Purkinje eine weitere
Arbeit erscheinen, die auf die Papillarlinienbilder an den Händen und Greifschwänzen
mancher Affenarten aufmerksam macht, Etiam in simiarum manibus, imo in corum
cauda prehensili similes lineolae occurunt, 56 Seiten. Galton behauptet, daß
Thomas Bewick, der bekannte englische Zeichner und Holzschneider, die Papillarlinienbilder
seiner Hände in Holz geschnitten hat. Der Amerikaner Fosdick soll das Photogramm
der Titelseite eines in England gedruckten Buches besessen haben, auf der sich
unter der handschriftlichen Eintragung des Datums 1. Januar 1828 der Abdruck
eines Fingers und die ebenfalls handschriftliche Bemerkung Thomas Bewick his
mark befunden haben sollen. Die ersten Fingerabdrücke in Deutschland, Abdrücke
seiner eingefärbten Hand auf Papier, stellte 1856 der Anthropologe Welker in
Gießen her. - (
net
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Fingerabdruck
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