ilmschauspieler   Adolphe Menjou war ein bescheidener Mann, ein kaum bekannter Theaterautor. Menjou war ein armer, rasierter Mann. Eines Tages kommt er auf die Idee, sich einen Schnurrbart wachsen zulassen.

Alle großen Erfindungen sind dem Zufall zu verdanken. Ein anderes Mal, in Gegenwart Chaplins, kommt ihm der Gedanke, sich eine Zigarette anzuzünden, und von diesem Moment an beginnt seine große Kinolaufbahn. Denn eine so alltägliche, so unbedeutende und doch so schwierig auszuführende Geste erlangt auf der Leinwand eine erstaunliche Bedeutung, und genau das konnte ein Mann wie Chaplin nicht übersehen. Keine melodramatischen Gesten, kein Gesichtsausdruck à la Jannings, weder archetypisches Entsetzen noch Erstaunen. Es genügt, im richtigen Moment eine Augenbraue hochziehen zu können. Die Masken des klassischen Theaters senken beschämt die Augen angesichts des großartigen Ausdrucks eines Menjou, wenn er nach dem ersten Zug aus der Zigarette den Rauch ausstößt, Durch die Art, einen Regenschirm zu öffnen oder ein Taxi anzuhalten, könnten wir aus einer Menschenmenge die Person herausfinden, die am begabtesten ist, in einem Film mitzuspielen. Der Filmschauspieler wird geboren, nicht gemacht. Ein Film setzt sich letzten Endes aus Segmenten zusammen, Abfolgen von Verhaltensweisen, die, losgelöst und willkürlich genommen, vollkommen banal sind, jeder logischen Bedeutung, Psychologie oder literarischen Transzendenz beraubt. In der Literatur können ein Löwe oder ein Adler viele Dinge bedeuten, aber auf der Leinwand sind sie zwei Tiere und nur das, obwohl sie für Abel Gance auch Wildheit, Mut oder Imperialismus symbolisieren können. Daher der Irrtum so vieler gescheiter Leute, so vieler bedauernswerter Kunstliebhaber, wenn sie gegen die Oberflächlichkeit des amerikanischen Kinos zu Felde ziehen, ohne zu berücksichtigen, daß es als erstes erkannt hat, daß die kinematographische Wahrheit und die der Literatur und des Theaters keinen gemeinsamen Nenner haben. Warum versteifen sie sich darauf, Metaphysik vom Kino zu verlangen, und erkennen nicht, daß in einem gut gemachten Film der Vorgang, daß eine Tür geöffnet wird oder der Anblick einer Hand — großes Monster —, die nach einem Gegenstand greift, eine authentische, nie gesehene Schönheit beinhalten können? Genau das immergleiche Szenarium, das uns die Amerikaner bieten, erscheint uns immer wieder neu. Ein herrliches Wunder, diese Speisung der Fünftausend! Der photogene Wert beruht in den Verfahrensweisen, in der Form, und für heute kann das noch als eine grundlegende, natürlich nicht exklusive filmische Wahrheit gelten. - (bun)

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