estvorbereitung Indesz
die Leut im Purghoff ihre Litaneyen hersagten, streyfften Ulfredo und Manfrede
mit vieren muthigen Soldaten durchs Dorf, schlugen Hausthüren ein, wühlten allüberall
und trugen alles fort, was sie an Eszbarem fandten, echte und würckliche Ding
für die Zähne alswie getrocknete Saubohnen, Brothreste, Schinkenknochen, Zwiepelzöpfe,
Rindten vom Schafskäs und getrocknete Kastanien. Sie drangen in die Hühnerställ
und sackten die schlafenden Hennen ein. Sie erwischten auch Stallhasen und Katzen
auf Straszen wie in Häusern. Die Katz ist gar köstlich, so sie wirdt über Holtzkohlenfeuer
geschmoret mit etwas Speck, Rosmarin und Salbey, aufdasz der Geruch von Frische
sich verflüchtige. Doch auch süszsauer ist sie sehr schmackhafft. Im übrichten
weisz ein jeder, dasz alles Geviech wohlschmecket, so einer Hunger leydtet,
und dazu gehören auch Hundte und Schlangen und Exen und Füchse und Eulen. Ein
wildter Geisbock stürmte mit gesenktem Kopfe auf Ulfredo los, versetzte ihm
einen Schlag mit den Hörnern am Knie, so dasz dieser mit dem Rücken wider eine
Mauer stürtzte. Geystgegenwärthig durchbohrte Manfredo das gehörnte Viech mit
seyner Lanze und ludt es dann auf den Karren zur anderen Beuthe.
- Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988
Festvorbereitung (2)
Festvorbereitung
(3)
Wenn die „Neversink" in ein wirkliches Gefecht verwickelt würde,
müßte sie noch weitere Vorbereitungen treffen, denn wenn sie sich auch m mancher
Beziehung gleichen, so besteht doch - wenn man der Sache auf den Grund geht
- stets ein riesiger Unterschied zwischen der Wirklichkeit
und einer Übung. Nicht zu reden von dem bleichen Ernst
der Männer an ihren Geschützen bei einer solchen Gelegenheit und den bangen
Gefühlen in ihren Herzen. Auch das Schiff selbst würde hier und da ein völlig
anderes Bild bieten. Etwa wie das eines geräumigen Hauses, das sich für eine
große Festlichkeit vorbereitet, wenn die Flügeltüren entfernt, die Zimmer in
Salons umgewandelt und jeder Zoll verfügbaren Raumes zu einem großen Ganzen
vereinigt wird. Denn vor einem Gefecht werden in einem Kriegsschiff alle Schotten
niedergerissen, aus den Fenstern des Kommodoresalons werden große Geschütze
ausgefahren, nichts mehr trennt die Räume der Offiziersmesse von denen der Mannschaften
als eine Flagge, die als Vorhang dient. Die Backschaftskisten
der Matrosen werden in den Schiffsraum hinabgeräumt, und die Hospitalbetten,
von denen jedes Kriegsschiff einen großen Vorrat mit sich führt, werden aus
der Segelkammer herausgeholt und griffbereit aufgestapelt, um die Verwundeten
aufzunehmen. Amputationstische werden im Cockpit oder in den Reihen zwischen
den Kanonen aufgestellt, um darauf die Verletzten zu operieren. - (weiss)
Festvorbereitung (4)
Festvorbereitung (5) Als alles getan war und sie schließlich zwei Stühle am. kleinen Kartentisch mit dem weißen Tischtuch einander gegenübergestellt hatte, war ihr Gesichtsausdruck von jener Art, der einzig einer der großen alten Meister hätte gerecht werden können. Der Hauptton war eine erdige, irrationale, beinahe dumme Selbstzufriedenheit, eine Zufriedenheit, die zweifellos in einer langen Stammes geschichtliche Rückentwicklung stand und von einer Äonen währenden duldsam-brütendcn weiblichen Schau der unvergänglichen Elemente von Dauer im wirren Lebensstrom herstammte! Während sie sich eine Weile auf die Lehne des Stuhls stützte, den sie für Sani vorgesehen hatte, verfiel sie in den Wachtraum eines sehr jungen Mädchens. Zoyland hatte ihre physische Jungfräulichkeit genommen, doch er hatte jenen jungfräulichen Traumzustand im Wesen eines jungen Mädchens nicht berührt -nein, nicht einmal gestreift -, in dem sie ihren ersten Liebhaber erwartet und dessen Blüte sie wie eine Handvoll weicher weißer Schwanendaunen oder Löwenzahnsamen behält, um Eros einen sanften Schlaf zu geben, wenn er endlich in Wirklichkeit zu ihr kommt und seine Zelte bei ihr aufschlägt.
Die Uhr auf ihrem Kamin zeigte, daß eine halbe Stunde vergangen war, seit sie Sam weggeschickt hatte, doch es gab noch mehr zu erledigen. Sie trat vom Tisch zurück und starrte ewig lang auf das Sofa, wo sie zusammen gesessen waren. Dieses Sofa hatte keine Lehne. Es war eigentlich eine breite Einzelbettcouch, die an der Zimmerwand stand. Mit strahlenden Augen rannte sie nach oben und kam mit einem großen Armvoll frischen Bettzeugs herunter, das sie sich aus ihrem Wäscheschrank geschnappt hatte. Sie breitete es sorgfältig auf der Couch aus und steckte es zwischen dieser und der Wand fest. Mit den leuchtenden Augen und den zitternden Lippen eines mutwilligen Mädchens, das sich über ein anderes lustig macht, brachte sie von einem zweiten Gang nach oben ein einziges Kissen und einen einzigen Kissenbezug mit. Als alles bereit war und sie das Bett gemacht hatte, warf sie den wieder gleichen dummen, glücklichen und starren Blick auf dieses Werk. Als nächstes sah sie ängstlich auf die Uhr und rannte dann nach oben zum Schlußakt ihrer Vorbereitung. Draußen vorm Fenster war es jetzt fast schon finster, und sie hatte jede verfugbare Kerze hinuntergebracht. Doch ihre eigene Vorbereitung war von solch klassischer Einfachheit, daß sie ausgezeichnet in diesem grauen, verschwindenden Licht erledigt werden konnte. Sie hielt sowohl die Tür oben wie die unten an der Treppe weit offen, so daß bei ihr oben im Schlafzimmer das sterbende natürliche Tageslicht und das rituelle Licht ihrer Fete d'amour sich mit jenem besonders geheimnisvollen Charme vermischten, den Kerzenlicht und Tageslicht bekommen, wenn sie in einer der beiden Dämmerungen zusammengebracht werden.
Noch einmal rannte sie nach unten und füllte dort eine kleine Heißwasserkanne
aus ihrer Emailkasserolle, aus der inzwischen schon etwas Dampf aufstieg. Sie
eilte in ihre därnrnrigec Kammer, goß das Wasser ins Waschbecken, entledigte
sich mit eifrigen Fingern jedes Fetzens ihrer Kleidung und ging daran, mit einem
Schwamm ihre nackte weiche Haut von Kopf bis Fuß zu säubern. Sie hatte dabei
das Gefühl, als wäre ihr Fleisch und Blut völlig von dem innigen Bewußtseinszustand
getrennt, mit dem sie nach ihrem Geliebten schmachtete. Es war, als wäre ihr
Körper - nach dem Teetisch und dem Bett - so etwas wie die endgültige und triumphale
Opfergabe, das Letzte und Liebste, das sie ihm geben konnte, damit er in dieser
heiligen Nacht sein volles Vergnügen haben könnte! Danach rieb sie sich mit
ihrem Badchandtuch am ganzen Körper heftig ab, bis ihre Glieder warm und lieblich
glühten, und nachdem sie Strümpfe, Pantoffeln und ein Nachthemd übergestreift
hatte, das sie zuvor noch nie angehabt hatte, warf sie sich einen langen, warmen,
dunkelblauen Morgenmantel über. Indem sie noch Bürste und Kamm schnappte, stieg
sie in ihr erleuchtetes Wohnzimmer herab, wo sie vor einem altmodischen Spiegel
ihr Haar auskämmte und dann wieder aufsteckte; viel sorgfältiger, als sie es
je in ihrem Leben getan hatte. Sie entfernte behutsam die am Kamm haftenden
Haarsträhnen, und als sie sie ins Feuer warf, erinnerte sie sich daran, was
ein altes Kindermädchen ihrer Mutter ihr einmal erzählt hatte - nicht ihre Kinderschwester,
sondern eine sehr alte Frau, die bei den Spears gewohnt hatte, als Nell ein
kleines Mädchen gewesen war -; wenn nämlich das Haar eines Mädchen beim Verbrennen
einen Ton von sich gibt - einen Ton, den das Mädchen selbst hören kann-, dann
wird es innerhalb eines Jahres seine Jungfernschaft verlieren! »Meine ist schon
weg«, dachte sie, »aber nicht wirklich!« -
(cowp)
Festvorbereitung
(5)
- Chaval, n
ach (
gold
)
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