eigling  Buchsenschmelzer, Federntandler, Seicher, Spinnhase. - (pu)

Feigling (2)  Ohne Zweifel gilt die Feigheit als eine von Furcht verursachte seelische Nachgiebigkeit.

Der Feigling bezeichnet auf einer Seereise die Klippen als Piratenschiffe. Erhebt sich ein leichter Wellenschlag, stellt er die Frage, ob etwa einer der Mitreisenden nicht in die Mysterien eingeweiht sei. Dann richtet er den Kopf in die Höhe, möchte von dem Steuermann erfahren, ob er den Kurs abseits der Küste einhalte und wie er das von Zeus gesandte Wetter einschätze, und teilt dem neben ihm Sitzenden mit, er hege infolge eines Traumbildes Besorgnis. Sein Untergewand zieht er aus und gibt es dem Sklaven. Schließlich spricht er die Bitte aus, an Land gebracht zu werden.

Nimmt er an einem Feldzug teil, so ruft er, wenn das Fußvolk zum Kampf vorrückt, alle Kameraden heran mit der Aufforderung, sich um ihn zu scharen und zunächst einmal Umschau zu halten, und erklärt, es sei schwer zu erkennen, wer denn eigentlich die Feinde seien. Hört er Geschrei und sieht Leute im Handgemenge fallen, sagt er zu den Umstehenden, er habe in der Eile sein Schwert mitzubringen vergessen, rennt zu seinem Zelt, schickt den Sklaven hinaus mit dem Auftrag, auszukundschaften, wo die Feinde seien, versteckt die Klinge unter seinem Kopfkissen und bringt mit vorgetäuschter Suche eine geraume Zeit hin. Sieht er vom Zelt aus, daß man einen Verwundeten aus dem Kreis seiner Freunde bringt, läuft er zu ihm, spricht ihm Mut zu und legt beim Tragen mit Hand an. Dann pflegt er ihn, wäscht ihm mit einem Schwamm die Wunde aus, scheucht ihm die Fliegen fort und verrichtet alles andere lieber, als mit den Feinden zu kämpfen. Und bläst der Trompeter zum Angriff, sitzt er weiter im Zelt und murmelt: »Scher dich zum Geier! Er will den Menschen nicht schlafen lassen mit seinem mächtigen Getute!« Bedeckt mit dem Blut, das aus einer fremden Wunde strömte, stößt er auf die vom Kampfe Zurückkehrenden und berichtet, als habe er eine Gefahr gemeistert: »Einen meiner Freunde habe ich gerettet.« Und er führt die Genossen und Mitkämpfer zum Nachschauen zu dem im Zelt liegenden Verwundeten hinein und erzählt dabei jedem einzelnen, wie er ihn mit seinen eigenen Händen ins Zelt geschleppt habe. - (theo)

Feigling (3)  Der Löuwe hat ein grosse forcht und schräcken ab dem Gügelhanen/ und seinem geschrey/ dermassen dass es von seinem kamben/ und gesang gantz erstaunet/ als dann auch von dem gereüsch eines lären wagens ... Für alles samen förchtet er das fheür und flammen/ darumb dass sy scharpffe als fheürige äugen habend ... Ein gross abscheüchen hat er ab der Schlangen/ Scorpion/ etlichen anderen thierlinen/ und etlichen kreüteren so sein gifft sind. - Konrad Gessner, nach: Colin Clair, Unnatürliche Geschichten. Ein Bestiarium, Zürich 1969 (zuerst 1967)

Feigling (4) In der Militärabteilung unseres Zuchthauses war ein Soldat, der seiner Standesrechte nicht verlustig gegangen, aber zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war, ein gewalliger Aufschneider, dabei aber bemerkenswert feig. Im allgemeinen sind Aufschneiderei und Feigheit bei russischen Soldaten äußerst selten. Unser Soldat ist immer so eingespannt, daß er, selbst wenn er wollte, gar keine Zeit zum Aufschneiden hatte. Ist einer aber doch einmal ein Prahlhans, so ist er m der Regel zugleich auch ein Faulpelz und Feigling. Dutov (so hieß der betreffende Sträfling) hatte seine kurze Strafe verbüßt und kehrte wieder in sein Linienbataillon zurück. Da aber alle seinesgleichen, die zur Besserung ins Zuchthaus geschickt werden, hier nur endgültig verdorben werden, kommen sie m der Regel, nachdem sie sich allenfalls ein paar Wochen ihrer Freiheit erfreut haben, wieder vor Gericht und finden sich erneut im Zuchthaus ein, diesmal freilich nicht mehr nur für zwei oder drei Jährchen, sondern für fünfzehn oder zwanzig Jahre in der »ständigen« Abteilung. Nicht anders verhielt es sich auch in diesem Fall. Drei Wochen nach seiner Entlassung hatte Dutow schon wieder einen Einbruchdiebstahl verübt; obendrein war er unbotmäßig gewesen und hatte randaliert. Er wurde vor Gericht gestellt und zu schwerer körperlicher Züchtigung verurteilt. Als der jämmerliche Feigling, der er war, fürchtete er sich unsäglich vor dieser bevorstehenden Züchtigung, und so ging er am Tag vor dem Spießrutenlaufen mit dem Messer auf den in seine Arrestzelle tretenden Wachoffizier los. Natürlich wußte er nur zu gut, daß er durch diese Tat die Härte des Urteils und die Höhe seiner Strafe wesentlich verschärfen würde. Aber seine Berechnung lief darauf hinaus, den schrecklichen Augenblick der Exekution wenigstens für ein paar Tage, für ein paar Stunden nur hinauszuzögern! Er war so feige, daß er dem Offizier nicht einmal eine Schramme zufügte, als er mit dem Messer auf ihn losging, er hatte alles nur zum Schein getan, nur um sich ein weiteres Vergehen zuschulden kommen zu lassen, für das man ihn erneut vor Gericht stellen mußte. - Fjodor M. Dostojewskij, Aufzeichnungen aus einem toten Hause. München 1985 (zuerst 1861-62)

Feigheit Kanaille
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Hasenfuß