austschlag  Da stand ich nun am Fuß der Bühne, und der Heiler kniete gerade über mir mit einem Mikrophon in der Hand.

»Bruder«, sagte er ins Mikrophon, und als ich seine Stimme hinter mir im Zelt dröhnen hörte, da bin ich vielleicht zusammengefahren, »was ist dein Leiden?«

Er hielt mir das Mikrophon hin, und ich sagte: »Magengeschwür.«

»Habt ihr das gehört?« rief der Heiler der Menge zu. »Dieser große, gutaussehende Mann in der Blüte seiner Jahre wird bei lebendigem Leibe von einem Leiden aufgefressen, das der menschlichen Medizin spottet! Er ist verdammt zu feuriger Qual, die an seinen Eingeweiden zehrt, Tag und Nacht - und dennoch hat er den Glauben, sich hier vor mich hinzustellen und bei mir Befreiung davon zu suchen! Glaubt ihr, daß er geheilt werden kann?«

»Ja«, scholl es ihm von allen Seiten entgegen. »Er kann geheilt werden!«

Der Heiler wischte sich den Schweiß von der Stirn und blickte auf mich herab. »Und du, glaubst du, daß du geheilt werden kannst, Bruder?«

Ich konnte jetzt die Kraft spüren, die wie Elektrizität in ihm knisterte. Ich konnte es kaum noch erwarten, daß mich diese Kraft ergreifen und alles in mir ein für alle Male zur Ruhe kommen würde.

»Ich kann geheilt werden«, sagte ich.

»So neig dein Haupt, Bruder. Neig dein Haupt und laß deinen Glauben ebenso stark sein wie meine Kraft! Wenn dem aber so ist, dann wirst du, wenn du diese Versammlung hier verläßt, ein Neugeborener, ein anderer Mensch sein!« Er wartete gar nicht, bis ich meinen Kopf beugte. Er drückte ihn mit seiner großen Hand hinunter und rief aus: »Heile diesen Mann! Sei gnädig und heile ihn«, und dann schlug er mir plötzlich mit der Faust ins Genick, so daß die Kraft aus ihm direkt auf mich überging, und sie fuhr mir bis ins Mark. Mein alter Quälgeist hat sich überhaupt nicht mehr gerührt. Es war, als ob mir nie im Leben etwas gefehlt hätte. »Ich bin geheilt!« sagte ich und wagte es kaum zu glauben. »Ich bin geheilt!«

Er schubste mich vors Mikrophon. »Sag es noch einmal, Bruder! Schrei deinen Jubel laut hinaus!«

Ich griff mir an den Bauch, um sicher zu sein. Ich fühlte nicht mal das leiseste Zwicken. »Es ist weg«, sagte ich. »Ein Wunder ist geschehen!«  - Stanley Ellin, Der Glaube des Aaron Gotteslohn. In: St.E,: Der Acht-Stunden-Mann. Bern u. München 1986

Faustschlag (2)

Faustschlag (3) Die Geschichte eines Faustschlages mitten ins Gesicht, von dem sie blutete, irgendwann in einem Salon der Brasserie Zimmer, eines Faustschlages, den sie von einem Mann erhielt, dem sie sich, welch boshaftes Vergnügen, verweigerte, einfach weil er niedrig war — und mehrere Male hatte sie um Hilfe geschrien, nicht ohne sich die Zeit zu nehmen, die Kleider des Mannes mit Blut zu besudeln, bevor sie verschwand -; diese Geschichte, die sie mir am Beginn des Nachmittags am 15. Oktober grundlos erzählte, hätte mich sogar beinahe für immer von ihr entfernt. Ich weiß nicht, welches Gefühl absoluter Unwiederbringlichkeit der recht schalkhafte Bericht in mir auslöste, aber lange nachdem ich ihn gehört hatte, habe ich so geweint, wie ich nicht mehr glaubte, weinen zu können. Ich weinte bei dem Gedanken, daß ich Nadja nicht mehr wiedersehen sollte, nein, ich würde es nicht mehr können. - (nad)
 
 

Faust Schlag

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme