amilienzugehörigkeit Wenn ich damals gewußt hätte, daß es solche Vögel wie Cendrars, Vaché, Grosz, Ernst, Apollinaire gab - wenn ich es damals gewußt hätte, wenn ich geahnt hätte, daß sie auf ihre Weise genau das gleiche dachten wie ich, ich glaube, ich wäre explodiert. Ja, ich glaube, ich wäre losgegangen wie eine Bombe. Aber ich wußte nichts davon. Wußte nichts davon, daß vor fast fünfzig Jahren ein verrückter Jude in Südamerika so überraschend wunderbare Wendungen geprägt hatte wie: «Des Zweifels Ente mit den Wermutlippen»; oder: «Ich habe eine Feige einen Wildesel fressen sehen» - während fast zur gleichen Zeit ein Franzose, der noch ein Knabe war, sagte: «Suche Blumen, die Stühle sind» ... «Mein Hunger ist wie ein Fetzen schwarzer Luft» ... «Sein Herz, Bernstein und Funke».
Vielleicht um die gleiche oder ungefähr um die gleiche Zeit, als Jarry
sagte, «beim Essen das Geräusch von Motten», und nach ihm Apollinaire schrieb,
«nahe einem Herrn, der sich selbst verschlingt», und Breton
leise murmelte, «die Pedale der Nacht bewegen sich ununterbrochen», schickte
sich, vielleicht «in der Nacht schön und schwarz», die der einsame Jude unter
dem Kreuz des Südens entdeckt hatte, ein anderer Mann an, ebenfalls einsam,
verbannt und spanischen Ursprungs, diese denkwürdigen Worte zu Papier zu bringen:
«Ich suche mich mehr oder weniger über meine Verbannung zu trösten, meine Verbannung
aus der Ewigkeit, über diese Enterdung (destierro), die ich gerne als
meine Enthimmelung bezeichne ... Jetzt glaube ich, daß die beste Art, diesen
Roman zu schreiben, die ist, zu erzählen, wie er geschrieben werden sollte.
Es ist der Roman des Romans, die Schöpfung der Schöpfung. Oder der Gott Gottes,
Deus de Deo.» Hätte ich gewußt, daß er das nun Folgende hinzufügen würde,
wäre ich sicherlich wie eine Bombe losgegangen: «... Unter Verrücktwerden versteht
man den Verstand verlieren. Den Verstand, aber nicht die Wahrheit, denn es gibt
Verrückte, die Wahrheiten aussprechen, während andere schweigen...» Wenn ich
von diesen Dingen spreche, vom Krieg und vom Tod im Kriege, kann ich mich nicht
enthalten, zu erwähnen, daß ich zwanzig Jahre später - o Wunder über Wunder
- auf diese Worte eines Franzosen stieß: «II faut le dire, il y a des cadavres
que je ne respecte pas.qu'a moitié.» Ja, ja und wieder ja! Laßt uns
was Unbedachtes tun -aus reinem Vergnügen daran! Laßt uns etwas Lebendiges und
Herrliches, wenn auch Zerstörerisches tun! Oder wie der verrückte Flickschuster
sagte: «Alle Dinge sind aus dem Großen Geheimnis gezeugt und gehen von einem
Grad zum anderen über. Allem, was in seinem Grad voranschreitet, haftet nichts
Abscheuliches an.» - (wendek)
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