Juppitern, wie er gelobt, fällt Minos die Leiber von hundert
Stieren, sobald nach der Ausfahrt der Flotte erreicht der Cureten
Insel; die Königshalle, sie prangt im Schmucke der Beute.
Groß war geworden die Schmach des Geschlechts, offenbar durch des
Unholds zwiegestalteten Leib der Mutter
abscheulicher Ehbruch. Minos beschließt
seine Scham hinweg aus dem Hause zu schaffen
und in den finsteren Bau mit den vielen Kammern zu schließen.
Dædalus baut das Werk, in der Kunst der berühmteste Meister.
Und er versieht seine Kammern mit täuschenden Zeichen; die Augen
führt in den Krümmen der kraus sich verschlingenden Gänge er
irre. So wie in schimmernden Wellen Mäander in Phrygien spielt
und vorwärts und wieder zurück in zweifelndem Gleiten dahinfließt, selbst
sich begegnend oft seine eigenen Wasser sich nahn sieht, jetzt
nach der Quelle und jetzt nach dem offenen Meere gewandt, sein ziellos
Fluten lenkt, so füllt der Meister mit Irrnis all die unzähligen
Gänge. Er selbst vermochte die Schwelle kaum mehr zu finden:
so stark ist die Kraft des Truges im Hause.
Dort also schloß man ein den zwiegestalteten Mannstier.
Als den Unhold, der zweimal geletzt an attischem Blute, der
zum dritten Jahrneunt als Opfer Erloste gezähmt und, nutzend
der Jungfrau Rat, am zurückgewundenen Faden wieder gefunden
das Tor, was keinem zuvor noch gelungen, segelte Theseus, die
Tochter des Minos entführend, sogleich nach Naxos und ließ an
dessen Gestade die Reisegefährtin grausaum zurück. Doch ihr,
der Verlassenen, Klagenden, brachte Bacchus
Liebesumfangen und Hilfe. Er nahm, daß sie ewig strahle als
helles Gestirn, vom Haupt ihr die Krone und warf sie hoch zum
Himmel empor. Sie flog durch die flüchtige Luft, es wurden,
während sie flog, ihre Steine zu glänzenden Lichtern, blieben
zuletzt, die Gestalt einer Krone bewahrend, inmitten zwischen
dem knieenden Mann und dem Schlangentragenden haften.
|