Fallsucht  Als der Karren mit dem Verurteilten und dem Gefängnispfarrer darinnen sich näherte, langsam, über den Köpfen der Menge, bebte Alkmene so heftig, daß ich meinen Arm um sie legte, und dies gab mir, obwohl ich selbst entsetzt und traurig war, einen süßen Trost. Der Mörder saß mit dem Gesicht uns zugewandt. Einen Moment lang schienen mir seine Augen die des Mädchens zu suchen. Der Geistliche bestieg das Schafott mit ihm und nahm dort seine Hand und sprach ihm zu, bevor er ihn vor den Block hinknien hieß und selbst zurücktrat, um den Scharfrichter an seine Stelle treten zu lassen. Einen Moment später fiel das schwere Beil.

Ich dachte, Alkmene werde zu Boden sinken, aber sie blieb auf den Füßen. Die Menge drängte sich jetzt um das Schafott, viele von ihnen tauchten Stoffetzen in das Blut, das vom Volk für ein Heilmittel gegen die Fallsucht gehalten wird.   - Tania Blixen, Wintergeschichten. Reinbek bei Hamburg 1989

 

Krankheit Fallen

 

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